Beitrag 
Das Grabmal des heiligen Sebald zu Nürnberg.
Seite
54
Einzelbild herunterladen
 

54

das Nürnberger Wappen und zwar abwechselnd der ganze Adler und der halbe Adler nebst den drei Schrägbalken eingepreßt. Dieser neue prachtvolle Sarg*) wurde höchst wahrscheinlich statt eines Retabalums, unmittelbar hinter dem Altare, in ähnlicher Weise wie z. B. eine Abbildung in Viollöt--Vue, victionllÄiro äo l'Äi'LlutczLture Z?rg.n<?g,is<z Bd. II. Seite 25 zeigt, oder vielleicht auch mit einem kleinen Baldachin darüber wie bei Viollet-Is-Vue Seite 26 oder 42 aufgestellt. Sarg und Altar gehörten zusammen und waren daher auch künstlerisch als Einheit behandelt.

Der Sarg wurde jährlich am Sebaldusfeste (19. August) von den Naths- herren in Processton umhergetragen. Leute, welche sich von einer Krankheit befreien wollten, schlüpften sodann unter dem Sarge durch. In Zwischen­räumen von je zwanzig Jahren wurde der Sarg geöffnet und die Reliquien (109 Stückchen Knochen) öffentlich zur Schau gestellt.

Am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, als man allgemein nach größestem Reichthum in der Architectur und den damit im Zusammenhange stehenden Künsten strebte, und eifrigst bemüht war, die aus älterer Zeit vorhandenen Kirchen­gebäude in diesem Sinne zu verbessern in den Jahren 148183 waren auch die beiden Thürme der Sebaldus-Kirche bedeutend erhöht worden und sie mit Kunstwerken aller Art zu schmücken, scheint die einfache Aufstellung des kostbaren Sarges mit seinem hochverehrten Inhalt auf dem Altare der Würde des Schutzpatrons der einen Stadtseite von Nürnberg nicht mehr ent­sprechend gehalten worden zu sein. Man wünschte einen reichen und prächtigen Tabernakel über dem schon vorhandenen kostbaren Prachtsarge.

Es wurde deshalb im Jahre 1488, wie es scheint auf Veranlassung von Ruprecht Haller und Paul Volkamer, von einem uns dem Namen nach nicht bekannten Architecten, er muß zu der Schule des Wolgemut, welche da­mals schon in hohem Ansehen stand, in naher Beziehung gestanden haben jener künstlerisch hoch vollendete, constructiv vollkommen richtig gedachte, sehr klar gegliederte, nur in den Einzelheiten die Spätgothik verrathende Entwurf gefertigt, welcher in der Originalzeichnung auf Pergament (mit der Jahres­zahl und einem Künstler-Monogramm versehen) noch erhalten ist und beson­ders durch die völlig unbegründete Hypothese in Betreff der Autorschaft der­selben durch den berühmten Bildschnitzer Veit Stoß, welche der ehemalige Besitzer dieser Zeichnung, C. Heideloff, gelegentlich seiner (sehr ungenauen) Publication derselben in seinerOrnamentik des Mittelalters" an dieselbe geknüpft hat und den daraus sich entwickelnden wissenschaftlichen Streit, eine

Ganz ähnlich und von gleicher Größe ist der Behälter für die Reliquien, welche zu den Kleinodien des Deutschen Reichs gehören. Derselbe befindet sich jetzt im Germanischen Museum zu Nürnberg und ist beschrieben und abgebildet im Anzeiger für Kunde Deutscher Vorzeit !8l)I Nr. 12. ' , . ,