Beitrag 
Ein Bild aus der russischen Sectenwelt.
Seite
491
Einzelbild herunterladen
 

4!)1

einem Stück russischen Geldes und mit einem Heiligenbilde zu thun. Das Geldstück versinnbildet den Staat, das Bild wird mit Füßen getreten, um an­zudeuten, daß der Betreffende der orthodoxen Kirche entsagt.

Die Skopzen bilden nämlich einen eigenen geheimen Staat und eine un­sichtbare Kirche, die ihre besonderen Heiligen hat. Diese Heiligen, nicht die Czaren, sind auch ihre Fürsten, und wenn sie dieselben nicht sehen, so ist die Zeit nicht fern, wo sie hervortreten und die öffentliche Gewalt in die Hand nehmen werden. Inzwischen wird die stille Gemeinde von Stellvertretern der­selben, wie Ploticyn einer war, regiert. Kaiser Peter der Dritte war die im Evangelium verheißene und im Glaubensbekenntniß ausgesprochene Wieder­kunft Christi oder vielmehr, er ist diese Wiederkunft noch. Es ist nicht wahr, daß jener Seliwanoff, in dessen Gestalt er nach seiner angeblichen Ermordung zu Ropscha die Lehre von der seligmachenden Feuertaufe predigte, im Suzdal- schen Kloster gestorben sei. Der wiedergekehrte Christus ist niemals gestorben, weder als Peter der Dritte in Ropscha noch als Seliwanoff in Suzdal. Er ist nur von hier nach der Gegend von Jrkutsk versetzt worden, wo er noch heute in der Verborgenheit lebt. Er hat zwölf Apostel, die mit den zwölf Jüngern Christi die vierundzwanzig Aeltestm bilden, welche nach dem fünften Hauptstück der Offenbarung Johcmnis mit den wunderbaren vier Thieren voll Augen um den Stuhl des Lammes sitzen,Harfen und goldene Schalen voll Näuchwerk in den Händen, welches sind die Gebete der Heiligen." Als Mit- regentin in diesem mystischen Staate, diesem auf die Erde herniedergesunkenen Himmelreich ist die ebenfalls bereits erwähnte und gleichermaßen noch lebende Mulina Jwanowna, jene Gottesmutter, die als Kaiserin Elisabeth Petrowna hieß. Endlich verehrt die Seele auch in dem Czaren Paul und dessen Sohn Alexander große Heilige, und es scheint, daß auch diese nach der Meinung der Skopzen sich vor ihrem Scheiden aus der sichtbaren Welt der Feuertaufe unterzogen haben.

Die rechtgläubige, morgenländische Kirche ist das Reich des Antichrists, welches die Apokalypse in ihrem siebzehnten Kapitel unter dem Bilde einer großen Buhlerin beschreibt.Und ich sah das Weib sitzen auf einem rosen­farbenen Thier, das war voll Namen der Lästerung und hatte sieben Häupter und zehn Hörner. Und das Weib war bekleidet mit Scharlach und Rosin- farb und übergoldet mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand voll Greuels und Unsauberkeit . . . Und an ihrer Stirne stand geschrieben der Name: das Geheimniß, die große Babylon, die Mutter . . . aller Greuel auf Erden. Und ich sah das Weib trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich verwunderte mich sehr, da ich sie sah." Die Priester dieser Kirche sind demzufolge nicht mehr werth als die Priester der Heiden, und die