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aufzuhalten, sondern skizziren nur flüchtig das Fluß- und Seensystem, welches Livingstone entdeckte. Zwischen 10 und 11" südl. Br. fließt, südlich vom Tanganjika-See von Osten nach Westen der Tschambesistrom — nicht zu verwechseln mit dem weiter gelegenen Sambesi — und mündet in den großen, von Ost nach West sich erstreckenden, etwa 4000 Fuß über dem Meere gelegenen Bargweolosee. Dieser hat einen nördlichen Abfluß, den großen Luavulastrom, der in den Moero-See fällt, aus diesem heraus tritt und in den Kamolondo-See geht. Wiederum tritt am Nordende des letzteren ein Fluß in mannigfachen Krümmungen heraus, Webb's Lualaba genannt, der in einen etwa 2000 Fuß hoch gelegenen, noch nicht besuchten Namenlosen See mündet. Der obere Congo durchläuft also unter verschiedenen Namen vier Seen. In den Lualaba fällt aber noch der Loekifluß, welcher ein Abfluß des weiter westlich gelegenen Lincolnsees ist. Es handelt sich also bei Livingstone's Entdeckungen um nicht weniger als um fünf neue Seen. Freilich fünf Jahre mühevoller Arbeit hatte es den großen Forscher gekostet, ehe er so weit war und schließlich langte er in Udschidschi an, völlig entblößt von allen Mitteln, in der peinlichsten Lage. Da traf ihn Stanley, just zur rechten Stunde.
Nachdem wir solchergestalt die Leser geographisch orientirt, können wir den Faden von Stanley's Erzählung wieder aufnehmen. Das erste Unglück, welches diesen traf, war der Tod seiner beiden Pferde, „die an einer mysteriösen Krankheit starben." Wir hätten das Herrn Stanley voraussagen können; unter hundert Pferden vermag kaum eines in Süd- und Jnnerafrika, etwa vom 18. Breitengrade an, auszudauern; die Thiere gehen dort fast alle an einer klimatischen Krankheit zu Grunde; übersteht aber eines dieselbe, so ist es acclimatisirt und heißt ein „gesalzenes" Pferd. Die Esel dagegen starben langsamer hin: das Wetter, Ueberanstrengung und Krokodile machten ihnen den Garaus und nicht ein einziger erreichte Udschidschi. Die Landschaften am Wege, die Stanley durchzog, waren von außerordlicher Abwechslung und zum Theil sehr schöner Scenerie. Wir lesen von dichten Urwäldern, von wüsten Plateaus, zahlreichen kleinen Dörfern, ungeheuer ausgedehnten mit Getreide bestellten Flächen. Im allgemeinen war das Land da, wo der Boden fruchtbar ist, wohl bevölkert und gut angebaut. Der Weg war regelmäßig und wenn auch keine europäische Chaussee, doch fortwährend belebt; viele arabische Karavanen begegneten dem Reisenden, dann folgten lange Reihen von Trägern mit Elfenbein beladen, oder eine Sklavenkette, mit dem Halse in Holzgabeln gesperrt, aber meist fröhlichen Muthes. Drei Wochen war Stanley von Bagomojo unterwegs als ihm ein Araber, Salim Ben Raschid, begegnete, der nicht weniger als 300 Elephantenzähne nach der Küste transportiren ließ. Von ihm erhielt Stanley die ersten Nachrichten über Livingstone. Er hatte