Beitrag 
Die babylonische Verwirrung des Herrn Constantin Frantz.
Seite
349
Einzelbild herunterladen
 

349

in Deutschland seit bald hundert Jahren, wenn Noth an Mann kommt, sich stets auf Vater Schelling berufen, sind wir gewöhnt. Wir finden das sogar ebenso natürlich, als daß Schelling und Hegel noch bei Lebzeiten erklärten: Kein einziger meiner Schüler hat mich verstanden, außer Einem, und dieser Eine hat mich miß­verstanden ; dieser Eine ist übrigens Herr Constantin Frantz auch nicht ge­wesen. Aber das ist in der That völlig neu, daß Schelling seinePhilosophie der Mythologie" gegen die Nationalliberalen von heute geschrieben haben soll. In Betreff der übrigen Kapitel des Frantz'schen Buches genügt nach diesen Proben wohl die Versicherung, daß sie vollkommen auf der Höhe dieses Kapitels stehen.

Wir sind weit entfernt, solche Attentate auf die Ehre und die gesunde Vernunft unsres Volkes tragisch zu nehmen. Und unser Herrgott, dessen heiliger Name und Wille dem Verfasser immer mehr mit dem eigenen Dichten und Trachten zusammenwächst, wird sich ahne die Beihülfe irgend eines Sterb­lichen auch des Herrn Constantin Frantz erwehren können.

Wer die Langeweile des öden Räsonnirens aus siebenzehn Druckbogen zu überwinden im Stande ist, wird das Buch nicht ohne große, vom Verfasser freilich unbeabsichtigte Heiterkeit aus der Hand legen, und auch der versöhn­lichen und sehr tröstlichen Schlußbetrachtung nicht entrathen.

So schreibt heute möchte man bei jeder Seite einschalten der föderale deutsche Particularismus! Noch nicht zehn Jahre sind vergangen, als er die Mehrzahl der deutschen Regierungsorgane, bedeutende Zeitschriften und große Tagesblätter beherrschte. Die Großdeutschen in corpore, stellen­weise die süddeutschen Demokraten, daneben die Mehrzahl der preußischen Feudalen, waren stille oder vernehmliche Gesinnungsgenossen des Herrn Constantin Frantz. Ihm standen die Spalten der Cotta'schenDeutschen Vierteljahrsschrift" allezeit offen. Wenige Jahre rückwärts gerechnet, bis 1870, ist wenigstens noch ein Zeitungsorgan vorhanden, das Herrn Con­stantin Frantz' Ideen vollständig vertrat, wiedergab, und zufällig auch bei seinem Verleger erschien: die weilandSächsische Zeitung." Auch sie ist dem rauhen Kriegesbesen, den wir Babylonier die heilige Erhebung des deutschen Volkes wider den Erbfeind jenseit und diesseit unsrer Grenzen nennen, erlegen, wie das nun einmal im beiderseitigen Verhältniß des Kehrichts zum Besen begründet ist. Seit dieser Zeit hat Herr Constantin Frantz und die übrigen würdevollen Geister, welche sich in derSächs. Zeitung" zusammenfanden kein Organ mehr. Nur der Verleger ist ihm geblieben, der mit derselben Uneigennützigkeit eine Constantin Frantz'sche Broschüre nach der andern druckt, wie früher dieSächsische Zeitung." Leser finden sich wie schon Prof. Wappäus mit Recht klagt diesseits und jenseits des Oceans ausnahmsweise höchstens in Hannover, oben bei den Eiderdänen, in Hietzing und in gewissen