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habe zu glauben, daß viele schwache Personen durch die Nachricht von dem Kometen beunruhigt, und viele noch schwächere positiv krank geworden sind."
Mischen wir uns einmal unter diese Bangenden, mindestens Zweifelhaften, und eignen wir uns ihre Gedanken an. Betrachten wir Planta- mour's Weissagung als wohlbegründet und unumstößlich, sei es auch nur, um in die Prosa des Lebens eine poetische Emotion von einer Viertelstunde Dauer zu bringen und einmal zu wissen, wie das Gruseln thut. Vielleicht gelingt der Versuch, vielleicht auch nicht.
Der fürchterliche Leviathan hat also wirklich zum Sprung auf die Erde angesetzt. In einigen Wochen werden wir ihn ohne Hülfe des Fernglases am Horizont auftauchen sehen. Es ist eine leuchtende Wolke, nicht größer als eine Kinderhand, aber sie birgt mehr Schrecken in sich, als jemals die Menschheit bedrohte und erbeben ließ. Täglich schwillt sie, täglich wird ihr Glanz feuriger, giftiger, unheimlicher. Nacht auf Nacht betrachten wir ihr immer rascheres Wachsen, bis ihr Kern größer wie der Vollmond ist, und der Schweif wie ein blutrother Regenbogen über den ganzen Himmel geht.
Zuletzt, nachdem das Ungethüm auch am Tage sichtbar geworden, überstrahlt es selbst die Mittagssonne, Die Luft riecht nach Schwefel- und Joddämpfen. Die Temperatur wird wärmer und wärmer, zuerst von Tage zu Tage, dann von Stunde zu Stunde, zuletzt ist sie heißer als auf der obersten Stufe des heißesten Gemachs eines türkischen Dampfbades.
Aber die Zeit, in der wir in Schweiß und Athemnoth noch so viel Bewußtsein bewahren, um unsere entsetzliche Lage mit einiger Ruhe zu überblicken, ist — wer von draußen zusähe, würde sagen, Gott sei Dank! — nur kurz bemessen. Die letzte Stunde der Mutter Erde und ihrer Kinder ist da. Die beiden großen Himmelskörper schießen aufeinander mit einer Schnelligkeit los, mit welcher verglichen der Flug einer Kanonenkugel wie absolute Ruhe erscheint. Der Zusammenstoß erfolgt. Ein ungeheurer Krach, ein wilder Aufschrei um uns, und die Millionen und aber Millionen rühriger, stolzer, empfindsamer, glücklicher und unglücklicher Zwerglein, die auf den Warzen und um die zu Tage liegenden Adern der Erde herumkrabbelten, sind aus den Grenzen der Existenz geschleudert, verbrannt, zermalmt, zerstäubt.
Das ist unser Schicksal, wenn wir die dem Kometen zugekehrte Seite des Erdballs bewohnen. Halten wir uns auf der andern auf, so ergeht es uns wenig besser. Der Stoß läßt die Berge aufhüpfen wie die Zicklein. Die Meere und Ströme spritzen, von ihm erschüttert, gen Himmel. Alles geht aus Rand und Band. Den Gewässern folgt das Feuer im Bauch der Erde nach. Von allen Seiten des Horizonts her legt sich die glühende Masse des Kometen auch um diese Hälfte des Planeten, schlägt im Zenith zusammen, zuckt und wogt und umklammert sein Opfer wie ein riesiger Polyp, saugt es