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Carl Maria von Weber : eine Lebensskizze nach authentischen Quellen. II.
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beschreiben. Gott allein die Ehre!!! Wie ich in's Orchester trat, cr- hob sich das ganze überfüllte Haus und ein unglaublicher Jubel, Vivat- und Hurrah-Rufen, Hüte- und Tücher-Schwenken empfing mich und war kaum wieder zu stillen !e. Am Ende mit Sturmcsgewalt mich herausge- rufen, eine Ehre, die in England noch nie einem Komponisten wider- fnhren ist, :c." Hiemit war, wie Weber weiter sagt,ein großer Schritt in der Welt abermals abgethan;" aber es warder letzte große Schritt! müssen wir mit Schmerz hinzufügen.

Was nun das unter schweren körperlichen Leiden, in Hast, fast Angst geschaffene Werk selbst anlangt (denn Weber hatte wohl gefühlt, daß es zu seinem letzten werden würde) so dürfte sich das zu richtiger Beurtheilung Nöthige und eine solche selbst in Folgenden zusammenfassen lassen: Das von I. R. Planche geschriebene Buch des Oberon gab Weber fast noch größere Schwierigkeiten zu überwinden, als einst das der Euryanthe. Von dieser kannte er doch beim Beginne der Composition den Gang des Ganzen; vieles lag in der dichterischen Ausführung fertig vor; über den Oberon km? ihm keine weitere Kunde zu, als in ziemlich großen Pausen jedesmal der eben fertig gewordene der drei Acte. Aeußerst geringe Verbindung nur be­stand zwischen ihm und dem Dichter; eingehende mündliche Besprechungen waren unmöglich, und so mußte er sich der drängenden Zeit halber an die Arleit werfen, ohne des Dichters Conception vorher im Ganzen in sich auf- gemmmen und diese in ihren Gesammtbeziehung zu der seinigen innerlich aus- gestcltet zu haben. Darum finden wir im Oberon nicht die Durchführung zahlreicher Leitmotive, wie er diese (und er zuerst) in so geistreicher Weise bei sjnen andern Musikdramen anwendete. Sein Genius erschuf sich deshalb ein emziges Leitmotiv, jenen Terzgang, mit dem die Ouvertüre be­ginnt (zweien echt arabischen Motiven entnommen) welches er nun in stets neuer md überraschender Weise, jedesmal da bringt, wo es gilt, den Orient zu bezächnen oder das Feenreich, das in jenem recht eigentlich seine Heimath hat.*) Wenn Weber hiedurch in höchst genialer Weise eine wunderbare Einheitdes musikalischen Hintergrundes der Oper herbeiführte, so standen ihm doch keine Mittel zu Gebot, die außerordentliche Buntheit der Planche'schen Dichtung zu tilgn und ihr jenen Charakter zu nehmen, der, nicht ungerechtfertigt, als einmelodramatischer" bezeichnet worden ist. Das war jedoch ein großer Nachtheil für seine Composition; ja dieser tiefgreifende Mangel war so be­deutend, daß die Oper verloren gewesen wäre, wenn Weber sie nicht durch die hohe poetische Kraft seiner Musik durchgeistigt und emporgehalten hätte. Der wunderbare Melodienzauber aber, der über sie ausgegossen ist, der ge-

") Ausführliches darüber in dem in der Note zu Heft 25 p-rg. 446 genannten Werke:F. W. Jähns Carl Maria von Weber in seinen Werken", p-rz?. bis 401.