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bisher von vfficiösen „Preßerzeugnissen" gehabt hat. Brach schon bei dieser Gelegenheit einige Reizbarkeit hervor,,so kam es zu einer vollen Scandalsccne als Pfarrer Mahr, der jetzt das eigentliche entant temblc- seiner Partei ist, eine aggressive Bemerkung über eine jüngst erfolgte überraschende Beförderung sich herausnahm und dann mit Bezug auf die Abstimmung in der Bischofsbeschwerde meinte, es würden damals wohl auch „ministerielle Silberlinge" in Scene gesetzt worden sein, (Der Betreffende, ein Mitglied der Rechten, hatte damals für die Regierung gestimmt. Die Entrüstung über diese Insulte war eine beispiellose und wurde selbst von den Mitgliedern der eigenen Partei getheilt; eine Ordnungsruf (der einzige während der Session) erfolgte. Da durch die Aufhebung des Handelsministeriums ein großer Theil von dessen Competenz an das Portefeuille des Innern übergegangen war, so erschien der Umfang des Bedarfs, wie jener der Berathungen diesmal beträchtlich größer, als sonst, und die Wirksamkeit der neuen Geschäftsordnung, die ebenfalls während dieser Session zu Stand gekommen war und die immerhin bedeutende Kürzungen ermöglicht, ward dankbar empfunden.
Denn unter den vielen Fragen, die die Deputirten beschäftigten, begann allmälig die Zeitfrage eine der brennendsten zu werden. Der Landtag war über seine normale Dauer schon unendlich weit hinausgegangen und hatte eine abermalige Verlängerung bis zum 13. April durch königliches Decret erhalten; am 8. sollte geschehenermaßen der Reichstag eröffnet werden. So lag denn der Fall für die bayrische Negierung, wie für die Deputirten, welche Mitglieder beider Parlamente sind, ziemlich betrüblich. Schon bei guter Zeit hatte Herz das Ministerium interpellier, wie es diese Collision zu beseitigen gedenke, allein Bismarck konnte wegen des Präjudices in die nachgesuchte Verzögerung des Reichstags nicht willigen und für Bayern war es zur Lebensfrage geworden, daß der Landtag seine Geschäfte zu Ende führe und endlich einmal ein correctes Budget zu Stände komme. Der Entschluß mußte schnell gefaßt werden und man mußte dabei mehr auf die Sache als auf die Form sehen. Der Form freilich lief es peinlich zuwider, daß etwa 24 Deputirte, die im bayrischen Landtage sitzen, dem Reichstag ferne blieben, aber der Sache, der nationalen Sache ward sicher damit mehr genützt, daß man in München blieb. Denn hier war die Position am meisten gefährdet, zwei Dritttheile jener Doppel-Deputirten gehörten zur Fortschrittspartei und durch ihren Abgang würden die Klerikalen in München die entschiedene Majorität erlangt haben.
Wenn es auch übertrieben ist, was manche Blätter damals meldeten, daß diese Majorität zur Budgetverweigerung benützt worden wäre, so stand doch soviel fest, daß noch höchst wichtige Theile des Budgets zur Berathung ausstanden und daß man dieselben unmöglich der Willkür der „Patrioten"