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Hohe ihres Gegenstandes. Denn es handelt sich um weit mehr, als um doe- trinäre Unterscheidungen, und auch um weit mehr, als um eine Zweckmäßigkeitsfrage ländlicher Schulinspection. Es handelt sich um die Abwehr der historischen Feindschaft des römisch-jesuitischen Katholicismus gegen die deutsche Nation und das Reich deutscher Nation. Mit dem Wiedererstehen des letzteren hat jene Feindschaft einen neuen Reiz gewaltigster Art empfangen. Den historischen Inhalt dieses Gegensatzes in unserer Zeit hob Fürst Bismarck diesmal deutlicher hervor, als in irgend einer der früheren Reden, worin er den.Gegenstand behandelte.
Es gibt immer noch wohlmeinende Leute, die nicht begreifen können, warum Fürst Bismarck, wie sie sich einbilden, plötzlich das Signal zum Kampfe gegen die Ultramontanen gegeben. Auch in der kürzlich erschienenen Schrift von Dr. Fabri „Staat und Kirche" findet sich eine solche Aeußerung, Bei den Verhandlungen über das Schulaufsichtsgesetz im Abgeordnetenhause hat der Fürst erklärt, daß er bei seiner Rückkehr aus Frankreich die Partei gegen das deutsche Reich mobil gesunden, daß er also nicht den Angriff eröffnet hat. In der Rede vom 6. März bei der Verhandlung des Schulauf- sichtsgesetzes im Herrenhaus hat er zu Tage gelegt, warum die Feindschaft des Ultramontanismus in der heutigen Lage für den deutschen Staat eine ernste Sache ist und die ernstesten Maßregeln der Gegenwehr erheischt. Der Ultramontanismus, indem er das Aufleben und Erstarken des deutschen Nationalgefühls mit allen Kräften zu hindern sucht, indem er dem deutschen Reich im Innern soviel Feinde als möglich erweckt, bezweckt damit nichts Geringeres als die Vorbereitung auf einen 'siegreichen Revanchekrieg Frankreichs. Fürst Bismarck belegte dies durch Mittheilung einiger Stellen aus einem Gesandtschaftsbericht neuesten Datums. Danach sucht sich der katholische Klerus in Frankreich des französischen Staates dadurch zu bemächtigen, daß er die nationale Leidenschaft und Hoffnung auf Revanche anschürt und sich als das taugliche Werkzeug der letzteren hinstellt. Danach hofft dieser Klerus, wenn Frankreich sich zur Rache erhebt, Deutschland an die Schwelle des Bürgerkriegs geführt zu haben. Dazu bedarf es der Aufstachelung des katholischen Fanatismus und der Anwendung aller Mittel, diesen Fanatismus hervorzurufen. Dazu gehört auch die Beschäftigung Preußens im Osten durch einen polnischen Aufstand., Daß ein französisch-klerikaler <sieg über Deutschland die Wiederaufrichtung der weltlichen Papstherrschaft in Italien und die Zerstörung des italienischen Nationalstaates zur Folge haben müßte, bedarf kaum der Hervorhebung.
Man wird vielleicht sagen: ein Gesandtschaftsbericht ist noch kein Beweis. Allein Fürst Bismarck war in der Lage, unmittelbare Beweisstücke anzuführen. Das Attentat, das ein junger Fanatiker kürzlich gegen den Fürsten Bismarck ins Werk setzen wollte, hat zu Haussuchungen bei dem vielgenannten Kanonikus Kozmian in Posen geführt. In dessen Papieren fand sich u. A. der Brief eines hervorragenden Mitgliedes der Eentrumspartei, wie sich der Fürst-Kanzler ausdrückte, unter welchem Mitgliede unwidersprochen sogleich der Abgeordnete Windthorst allseitig gesucht worden ist. In diesem Briefe commandirt Herr Windthorst nicht nur die Petitionsmaschinerie in der katholischen Bevölkerung nach den Bedürfnissen seiner Action. er bezeichnet auch als Zweck dieser Aetivn die Einschüchterung der deutschen Fürsten für den Moment, wo die katholischen Mächte zu Gunsten Sr. Heiligkeit des Papstes einschreiten werden. Man beachte diese Worte genau. Das Einschreiten für den Papst, sollte man denken, müßte sich gegen das Königreich Italien richten.