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Ein solcher Markstein ist die Einfügung des badischen Postwesens in den Rahmen der Reichspostverwaltung, ein historisch bedeutsamer Act, dessen Tragweite die Grenzen des schönen und gesegneten Landes deutscher Zunge, in dem er sich vollzogen hat, überschreitet und zu völkerrechtlicher Wichtigkeit sich ausdehnt.
Die Postgeschichte Badens, jenes deutschen Borlandes am Oberrhein, das einst Tacitus den sinus imporii nannte, hat mannigfache Entwicklungsphasen aufzuweisen. Von jeher ist das Gebiet Badens seiner geographischen Lage wegen ein wichtiges Verbindungsglied für die Vermittelung des Verkehrs zwischen Deutschland und der Schweiz, zum Theil auch zwischen Frankreich und Italien gewesen. In frühester germanisch-römischer Zeit bildeten die Römerstraßen Cäsars von Augusta Rauracormn (Basel-Augst) über Brifiacum (Breisach) wichtige Fortsetzungen der römischen Alpenübergänge; dort zogen die kaiserlichen Legionen nordwestlich nach Gallien, nördlich nach Moguntiacum, und nordöstlich nach Germanien, gegen dessen mächtiges Andringen die limos ä^eumÄnus, die badische Vormauer, schützen sollte. Die römische Herrschaft in der eivitas aquenW (Baden) fiel unter den Schlägen der Alemannen; allmählich bildeten sich aus den alten Gauwesen die späteren gräflichen und fürstlichen Territorien alemannischen sowie fränkischen Ursprungs, namentlich die Herrschaftsgebiete der Zähringer und Calwer, später aber des markgräflich badenschen Hauses aus, welches sich in steten Kämpfen gegen Habsburg und den Pfalzgrafen bei Rhein mannhaft behauptete.
Jahrhunderte lang war nach dem Zusammensturze jener blos für Staatszwecke eingerichteten römischen Courierpost (des eursu« xudlieus) durch Boten und Metzger der freilich nur dürftige briefliche Verkehr der deutschen Fürsten und Städte besorgt worden, als mit dem Aufschwünge der Culturentwicklung des Mittelalters geordnete Postein richtun gen in modernem Sinne des Worts entstanden. Aus den Niederlanden herkommend durchzog zuerst die Thurn und Taris'sche Post Deutschland, ursprünglich veranlaßt durch die Vereinigung der burgundischen Niederlande. Deutschlands und Italiens unter Karls' V. Scepter. Der niederländisch-italienische Postcours Leonhard's von Taxis berührte aus der Strecke über Heidelberg, Bruchsal und Bretten bis zur württembergischen Grenze (Keittlingen) auch badisches bzw. 'damals Pfalzgräfliches Gebiet. Aus dieser ersten Etappe erwuchs sodann unter Matthias und seiner Nachfolger Decreten das kaiserliche Post-Reservatrecht, welches Mohl mit Recht eine Usurpation genannt hat. Auch die badischen Lande erhielten die Thurn und Taris'sche Reichspost, deren Bestand unter jahrhundertelangen Kämpfen selbst den Sturz des heiligen römischen Reiches überdauerte, Erst nach dem Preßburger Friedensschlüsse vom 26. December 1803, und nach dem schmählichen Ende des deutschen Reichs war die Anerkennung