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Der Uebergang des badischen Postwesens auf das deutsche Reich.
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Der Uebergang des badischen "Uoswesens auf das deutsche

Keich.

Der Signatur unserer Zeit entsprechend, sehen wir bei den Trans­actionen der deutschen Reichspostverwaltung, die wir im Folgenden registriren, nichts von alledem zu Tage treten, was einst zur Begründung eines ertödtenden Unitarismus im Postwesen führte, Ueberwunden ist jenes angebliche kaiserliche Post-Reservatrecht in Deutschland, das Kaiser Karl V. erfand, als er 1S43 die niederländische Post des Grafen von Thurn und Taxis auf deutschen Boden verpflanzte, und Matthias erweiterte, als er Taxis 1615 mit dem Reichs-Postregal belehnte. Vorbei sind die endlosen Streitig­keiten zwischen den Reichsständen und Taxis, vorüber endlich auch jene trüben Zeiten, in welchen der Kirchthurmspolitik in Hessen von den Ständen besonders ans Herz gelegt werden mußte, dem Deutsch-Oestreichischen Postvereine beizu­treten (18öl), damit dem Handel und der Industrie des Landes, in dem allein der Stadt Mainz durch die postalische Absperrung von Deutschland ein Schade von 80,000 Gulden jährlich erwuchs, nicht noch weitere Wunden geschlagen würden.

Heute handelt es sich um weitere Ziele, heute gilt es den wirthschaftlichen Ausbau der Communications- und Beförderungs-Einrichtungen als wichtiger Factoren für Hebung des Verkehrs, des National-Wohlstandes, in gemein­samer, geeinigter Arbeit des deutschen Stammes; und dazu bedarf es der Ber­einigung aller besonderen Glieder, der Herstellung eines großen Gesammt- organismus, welcher die individuelle Entwickelung der ersteren nicht aufhebt, sondern sie lebenskräftiger und geschickter macht, größere Zwecke in innigerer Gemeinschaft mit dem Centralkörper zu erreichen.

Unter diesen Gesichtspunkten muß die Zusammenfassung der noch übrigen Territorial-Postinstitute Deutschlands zu einer organischen Einheit, zu einem mächtigen Centralkörper, zur Reichspost betrachtet werden.

Es hat langer, mühevoller, ja unendlich scheinender Anstrengungen der größten Staatsmänner , der erleuchtetsten Geister Deutschlands bedurft, um nach Niederwerfung der chinesischen Mauern des Particularismus der Nation den Segen der Einigung auch auf dem Gebiete des Postwesens. jenes univer­sellen Culturhebels, zu verschaffen. Um so nothwendiger erscheint es, die Wichtigkeit dieser im eminenten Sinne auf die Verbreitung der Civilisation gerichteten Bestrebungen der Nation klar vorzuführen und jene Marksteine scharf zu bezeichnen, welche den Fortschritt auf diesen mit den hervorragendsten Interessen des Volkerlebens eng verknüpften Gebieten documentiren.