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Deutsche und französische Canäle.
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die Meile also durchschnittlich 34. Dies verhindert alle Anwendung von Dampf- und Ketten-Schifffahrt. Menschen- und Pferde-Züge sind und bleiben die einzige Form, in welcher das französische Canalschiff vorwärtsbewegt wer­den kann. Der Umbau ist so gut wie unmöglich, weil der Schleußen so viele sind, und weil die Speisung der Cancile mit der erforderlichen Wassermenge schon jetzt häusig kaum genügt, Bergrößerungen also schlechterdings nicht zuläßt. Die Cancile haben in dem berg- und hügelreichen Lande, um die größeren Flußgebiete mit einander zu verbinden, zum Theil über sehr hohe Wasserscheiden geführt werden müssen, sodaß auf den Scheitelstrecken die Noth wegen hinlänglicher Zufuhr von Wasser nicht klein war. Eine meisterhafte Technik hat zwar die Schwierigkeiten überwunden; allein in trockenen Som­mern, wenn die Quellen versiegen, wird gleichwohl die Schifffahrt dadurch mit­unter geradezu gehemmt. Welche gewaltigen Ausgaben die Speisung hochge­legener Scheitelstrecken nach sich ziehen kann, dafür liefert der Burgundercanal ein Beispiel. Fließendes Wasser war für ihn nicht in hinlänglicher Fülle vor­handen; es mußten deshalb Sammelbecken angelegt werden, von denen das von Grosbois bei Pouilly das Wasser bis zu 20 oder 21 Meter aufstaut, aber auch die Kleinigkeit von dritthalb Millionen Francs gekostet hat. Nicht minder hat die Dichtmachung mancher Cancile in rissigem Felsboden mit tiefer stehendem Grundwasser bedeutende Summen verschlungen, im Rhein-Marne- Canal z. B. allein die Dichtung der Treppe von den Bogesen zum Rheine hinab 670,000 Francs. Nicht nur erhebliche Kosten j auch wesentliche Be- triebs-Erschwerungen schließen sodann die Tunnelbauten ein. Der Rhein- Marne-Ccmal läuft aus iVs Meilen Gesammtlänge in fünf Abtheilungen unter der Erdoberfläche hin.

Daß sich unter diesen Umständen kein Betrieb entwickelt hat, dessen Ein­richtungen und dessen Tempo halbwegs dem allgemeinen'Verkehrswesen des Jahrhunderts entsprächen, kann nicht Wunder nehmen. Die Kohlenschiffer zwischen Mons und Paris machen nur zwei oder drei Fahrten im Jahre, was, auf die eisfreie Zeit berechnet, für den Tag im Durchschnitt eine Meile zurückgelegten Weges ausmacht. Diese eine Meile muß fo'ilich den ganzen Tag für den Schiffer, die Zugkraft und das Schiff bezc^' .t. Nicht einmal die doch immer weit stärkere und billigere Pferdekraft ist l)is jetzt überall oder größtenteils an die Stelle ziehender Menschen getreten. Die Ausladungs- Einrichtungen sind selbst in Paris von der rohesten Art, und in Frouard am Nhein-Marne-Canal sah Jnspeetor Heß die Kohlen aus eine so gradezu bar­barische Art aus dem Eisenbahnwagen ins Canalschiff stürzen, daß er es sich nicht anders erklären kann, als durch die bis zu geflissentlicher Entwerthung der Waaren getriebene commereielle Eifersucht der Eisenbahn auf den Canal.

Daß diese Eifersucht in Frankreich starker Stücke fähig ist. dafür gibt es