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seine wirkliche Technik hat, durch diese fleißige, klare und soweit es dem Einzelnen überhaupt möglich ist, zuverlässige Arbeit befriedigt werden. Das vorliegende Heft bringt zunächst eine kurze und einfach gehaltene Erzählung der politischen Anlässe des Krieges und wendet sich sodann seiner Hauptaufgabe zu, der Darstellung der Organisation und Stärke der Heere Deutschlands und Frankreichs; die taktische Form und Gliederung derselben, nicht minder ihre Bewaffnung wird ausführlich geschildert, die erste Ordre de Bataille für beide Parteien ist als Tabelle angehängt. Der Verfasser hat ein gutes Recht, darauf hinzuweisen, wie gerade unseren aus dem Kampfe heimkehrenden Freunden mit einer gediegenen einheitlichen Darstellung der Kriegsereignisse gedient sein muß, da draußen jeder ja nur die Vorgänge seiner nächsten Umgebung erfährt; allein auch das übrige Publicum weiß ihm großen Dank und sieht der Fortsetzung des Werkes, mindestens bis zum Tage von Sedan erwartungsvoll entgegen. — Das andere Kriegswerkchen, das wir anerkennend hervorheben möchten, kündigt sich als von selbständigem Interesse schon durch den Namen seines Verfassers an. Wolfgang Menzel wendet sich natürlich vorzugsweise dem politischen Interesse des großen Jahres zu und hat zunächst in drei einleitenden Büchern die wahre Ursache des Krieges, nämlich die eifersüchtige Stellung; Frankreichs gegen uns, die falsche, d. h. die spanische Frage, dann das naiv einfache diplomatische Vorspiel, die einheitliche Erhebung Deutschlands und das theils schlaue, theils feige Verhalten der übrigen Mächte beim Ausbruche des Sturmes geschildert; alles mit wahrhast jugendlicher Frische und mit der Originalität, die wir an dem Verfasser schätzen. Wir können der Gelegenheit nicht vorbeigehen, dabei auf das etwa vor einem Jahre erschienene Werk Menzel's zurückzuweisen: „Was hat Preußen für Deutschland geleistet?" — ein Werk, das gewiß an seinem Theile bedeutend beigetragen hat, in Süddeutschland die Gesinnung der Treue zu wecken, welcher der Verfasser in der Kriegsgeschichte als einer germanischchristlichen Tugend ein im guten Sinne fast alterthümlich klingendes Lob spendet. Denn ein wunderlicher Geist ist Menzel nun einmal überhaupt; dem, was man Liberalismus, was man moderne Aufklärung nennt, ist - er sehr abhold; ein stark romantischer Zug geht durch seine Ideale hindurch, da ist es denn kein Wunder, daß neben den preußischen Leistungen, über die alle Well einig ist, auch Friedrich Wilhelm's IV. Bestrebungen und Gesinnungen an ihm einmal einen warmen Fürsprecher finden, wobei er uns freilich des Guten zuviel thut. Die Bildungsziele des Ministeriums Altenstein stellt er dagegen entschieden als verwerfliche dar. Genug, wer die jüngste Geschichte Deutschlands auch einmal vom Standpunkte eines geistvollen, ausgesprochen conservativen und evangelisch-christlich -gesinnten nationalen Patrioten betrachten will, wird beide Bücher Menzel's, die Apologie Preußens wie die kleine Kriegsgeschichte mit Genuß lesen; der Verfasser schreibt einmal so, daß man seine Sachen ungern wieder aus der Hand legt. Wie ihm nun die eigentliche Schlachtengeschichte gelingen wird, ist freilich schwer zu sagen; mitten in der drastischen Schilderung der afrikanischen Truppen im vierten Büchlein bricht die erste Lieferung ab. —
Menzel's: „Was hat Preußen für Deutschland geleistet?" erinnert uns durch den häufig identischen Gegenstand unwillkürlich wieder an B a u m g a rt e n 's Schriftchen über die Frage, „wie wir wieder ein Volk geworden sind", dem wir (No. 43, x. 160) in d. Bl. schon einmal ein paar warme Worte gewidmet haben. Das Büchlein hat denn auch in Eil- eine zweite Auflage erlebt, in deren schönem Vorwort die Absicht des Verfassers, den Süddeutschen vorzugsweise ins Herz zu sprechen, nun deutlicher hervortritt. Möchten seine Worte noch weiter in Schwaben und Baiern Eingang finden, wo noch Erweckung oder Stärkung deutschen Sinnes Noth thut! — Eine ganz ähnliche Richtung verfolgt eine Broschüre Theodor Oelsner's, „der Siegeszug