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auf, daß dasselbe wesentlich aus der Äußersten Rechten gebildet ist. Marschall Cousin de Montauban, Graf von Palikao, soll ein tüchtiger General sein, der seine Schule in Algerien, der Krim und Italien gemacht hat und dann die Expedition gegen China leitete, bei der er seine eigenen Finanzen derartig bedachte, daß sogar das gefügige vorps löglslatik die für ihn beantragte Dotation verweigerte. Hr. Chevreau. Minister des Innern und Günstling der Kaiserin, war früher Präfect von Lyon und wurde unter der neuen Aera Haußmanns Nachfolger als Seinepräfect; die Leitung der Finanzen hat Magne übernommen, einer der wenigen überlebenden Minister vom 2. December, ein tüchtiger Geschäftsmann, aber durch seine Theilnahme an der leichtfertigen Finanzwirthschaft des ersten kaiserlichen Decenniums dis- creditirt. Grandperret, der Justizminister, ist der General'Prokurator, welcher den Prozeß des Prinzen Pierre Napoleon leitete, Brame, der Unterrichtsminister, ist der bekannte Schutzzöllner und Opponent gegen die freihändlerische Politik des Kaisers. Jirome David, Minister der öffentlichen Arbeiten, ist der bisherige Führer der Rechten, Element Duvernois, der Handelsmintster. hat sich als Redacteur des kaiserlichen Leibblattes „Ls xeupls trautzais" bekannt gemacht. Der einzige Mann von wirklicher selbständiger Bedeutung im ganzen Cabinette ist der Fürst Latour d'Auvergne, früher Gesandter in Turin, dann in Berlin, wo er den deutsch-französischen Handelsvertrag abschloß, später Botschafter in Rom und darauf in London, wo er 1864 der Conferenz über die Schleswig-Holsteinische Frage beiwohnte und vorschlug, eine Abstimmung der Bevölkerung. entscheiden zu lassen. Er hat die kaiserliche Politik der letzten Zeit stets freimüthig gemißbilligt, sprach sich nach Sadowa entschieden für den Frieden aus und mußte bei dem Cabinets- wechsel im vorigen Jahre Lavalette den Posten in London abtreten, um sehr gegen seinen Willen auf einige Monate Minister der Auswärtigen Angelegenheiten zu werden. Er weigerte sich in das Cabinet Ollivier einzutreten und ließ sich erst beim Ausbruch des Krieges bestimmen, als Botschafter nach Wien zu gehen. Nur Patriotismus kann ihn bewogen haben, im gegenwärtigen Moment das Portefeuille des Aeußern anzunehmen, denn ihm wird die furchtbare Aufgabe zufallen, den Frieden zu unterhandeln. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß er Minister bleiben wird, selbst wenn das jetzige Cabinet fällt, denn er ist in der That vielleicht der einzige Kopf, welcher die auswärtige Politik in solcher Situation leiten kann, er ist als verhältnißmäßig unabhängiger Mann geachtet und stand in Berlin mit dem Grafen Bismaick in freundschaftlichen Beziehungen, soll auch der Ernennung desselben zum Gesandten in Paris Vorschub geleistet haben.
Was nun die Maßregeln betrifft, welche die Regierung unter dem Druck der tumultuarischen Sitzung vom 3. August zu nehmen beabsichtigt, so
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