Beitrag 
Skizzen aus der Provinz Posen.
Seite
174
Einzelbild herunterladen
 

174

Seiten des Lebens in dem vorwiegend polnischen Theile der Provinz aus unmittelbarer Anschauung vorführen möchte.*)

") Diese Skizzen waren bereits geschrieben, als dem Verfasser die lesenswerthe Schrift von H. v. H.:Das Verhältniß der Provinz Posen zum preußischen Staatsgebiete" zu Gesicht kam. Sie enthält eine eingehende Beleuchtnng der Zustände in der Provinz Posen, hauptsächlich unter dem Gesichtspunkte einer Kritik des bisher von der preußischen Regierung Geleisteten und dessen, was noch zu leisten ist. Sie sei hiermit den Lesern der Grenzbotcn bestens empfohlen. Die­selben werden in der Schilderung thatsächlicher Zustände, wie sie iu unseren Skizzen zu geben ver­sucht wird, in wesentlichen Punkten eine Uebereinstimmung mit der gedachten Schrift nicht vermissen.

Alte Kunst und neue Zeit in Danzig.*)

Danzig gehört zu den ältesten Städten des Nordens. Anfangs Resi­denz eines Herzogs von Pomerellen, kam sie im Jahre 1308 unter die Herr­schaft des deutschen Ritterordens und gelangte während derselben, als Mit­glied der mächtigen Handelsverbindung der Hansa, und wegen ihrer günstigen Lage als Vermittlerin des Handels zwischen Polen zunächst mit Scandinavien und England, dann mit Holland, Frankreich, Spanien und Italien zu hoher Blüthe, zu Ansehn und zu solcher Macht, daß sie bei Beginn des Verfalls des deutschen Ordens, in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, es wagen konnte, von demselben sich loszureißen. Sie stellte sich dem Namen nach unter den Schutz des Königs von Polen, hatte in der That aber so viele Privilegien und Freiheiten, daß sie wohl als freie Stadt gelten konnte.

Die Handelsverbindungen Danztgs erstreckten sich über ganz Eu­ropa und darüber hinaus. Ihre Schiffe befuhren alle Meere. Die Bürger Danzigs gelangten dadurch, gleich den Bürgern von Venedig, Genua. Nürn­berg, Augsburg zc. zu unermeßlichem Reichthum und liebten es, denselben auch öffentlich zur Schau zu stellen. Daher die in solidester Weise mit aller Pracht jener Zeit und mit kostbaren Kunstwerken ausgestatteten Kirchen, öffentlichen und Privathäuser. Jeder der stolzen Patrizier hatte seinen Palast und seinen eigenen Hofstaat.

Während die meisten anderen Städte, deren Reichthum nicht so bedeu­tend und so allgemein verbreitet war, im Lauf der Jahrhunderte sich sehr veränderten, aus alter Zeit einige Kirchen, vielleicht ein Rathhaus, höch­stens noch ein oder das andere Privathaus erhalten haben, besitzt Danzig

') Die angekündigte französische Blolade der Ostseehäfen lenkt uusere Aufmerksamkeit und Sorge auf die altcu Städte am baltischen Kiistcnsauin. Wir beginnen unsere Ueberschau mit dem altehrwürdigen Dauzig, welches durch seine expouirtc Lage aufs neue gefährdet ist. D. Red.