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freuen, theils auch wegen einiger Unarten, Angewohnheiten und Mißgriffe bestrafen und vermahnen sollten": so ist die Motivirung des Tiefurter Arguments einfacher. Auch ist in dem letzteren nicht von „Mehreren dieses Vereins" die Rede, „die sich der Fürstin eine Gabe darzubringen verbunden", sondern nur von den eigentlichen Producenten, dem Maler und dem Dichter. Das Ganze lautet:
Nachdem in den letzten siebziger Jahren das „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern" mehrmals mit vorzüglichem Beifall in Ettersburg aufgeführt worden, so gab das in der Folge Gelegenheit zu scherzhafter Frage, ob von diesem vielbesprochenen Orte nicht irgend etwas Neues zu vernehmen sei. Unterzeichneter beredete sich deshalb mit dem immer bereitwilligen Künstler Rath Krause (schr. Krauß) und man verfaßte gemeinschaftlich ein allegorisch satirisches Bild, welches zu Weihnachten 1780 (schr. 1781) Jhro Durchlaucht der Frau Herzogin Amalie in wundersamem Goldrahmen von zwei bekannten Masken, dem Marktschreier und Hannswurst, wie man sie auf dem Theater gesehen, vorgestellt und von Ersterem das nachstehende Gedicht emphatisch recitirt wurde.
Weimar, den 6. December 1827.
I. W. v. Goethe.
Der Hannswurst (im gedruckten Vorbericht: die lustige Person) wurde in den Ettersburger Aufführungen des „Jahrmarktsfestes" und bet der Vorstellung des Bildes im Palais zu Weimar von dem Hoftanzmeister Aulhorn gespielt. Dieser war es auch, den die Herzogin beauftragte, den Eröffnungsvorgang der Bildvorstellung zu beschreiben, als sie im Januar nach derselben dem in seiner fränkischen Heimat abwesenden Knebel durch Fräulein von Göchhausen von dem Scherzgedicht Mittheilung machen ließ: Diese „Bei- läge" von Aulhorn zum Schreiben der Göchhausen, auf welche sich die Herzogin in der oben angeführten Briefstelle bezieht, ist auch noch vorhanden. Aus Knebels Nachlaß ist sie an die Großherzogliche Bibliothek zu Weimar gekommen. Da dieser Bericht der lustigen Person ein gleichzeitiger, somit viel älterer als der des Dichters ist, und da er den letzteren mit den Zügen der unmittelbaren Darstellung ergänzt, so sei mir vergönnt, mein kritisches Referat mit der genauen Wiedergabe auch dieser Urkunde zu krönen:
„Der Rath Krauße hatte auf Angeben des Geheimenraths Göte ein Gemählde gemacht, welches das Neuste zu Plundersweilen vorstellte. Es war ein großer Mischmasch von menschlichen Thorheiten, welche sich an den genanten Ort zutrugen und schien zugleich eine Anspielung auf die Literatur unserer Zeiten zu seyn. Der Gh. G. hatte Verse verfertigt, welche die Beschäftigung und Würde einer ieden Gestalt dieses Gemähldes an's Licht stellten. Das Gemählde, welches in einen über Manneshohen, Ellivsenför-