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Helbig, W.:Die campanischen Wandbilder und die Malerei des Hellenismus.
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Die campanischen Wandbilder und die Malerei des Hellenismus.

Die Ansicht, daß die Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte, soweit sie Scenen aus der griechischen Mythologie und Scenen aus dem täglichen Leben nach den Bildungsgesetzen der griechischen Kunst darstellen, im Großen und Ganzen auf Vorbilder zurückgehen, die der griechischen Kunst von Alexander dem Großen abwärts, also der hellenistischen Kunst ihren Ursprung verdanken, gewinnt von Tag zu Tag mehr Anhänger. Verfasser dieser Zeilen hat bereits bei vielen Compositionen und Compositionsmotiven, die auf eampanischen Wandgemälden vorkommen, den hellenistischen Ur­sprung nachgewiesen. Karl Dilthey, gegenwärtig einer der bedeutendsten Kenner der hellenistischen Cultur, hat mehrfache Untersuchungen in diesem Sinne veröffentlicht. Die ganze Frage wird demnächst von mir in aus­führlicher Behandlung erörtert werden. Natürlich konnte es nicht aus­bleiben, daß Compositionen, die von Generation zu Generation überliefert wurden, im Laufe der Zeit mannigfache Modifikationen erfuhren. Es mußten die verschiedenen Individualitäten der Maler, welche sie reproducirten, der Charakter ihrer Technik, das Local, für welches ihre Bilder bestimmt waren, und noch mannigfache andere Gesichtspunkte bedingend auf ihre Ge­staltungsweise einwirken. Unter solchen Umständen tritt die Frage an uns heran, inwieweit wir die campanischen Wandgemälde, deren Ausführung durch einen beträchtlichen Zeitraum von der Erfindung der Originale ge­schieden ist, zur Beurtheilung der antiken Malerei als Kunst im höheren Sinne des Wortes und im Besonderen zur Reconstruction der Geschichte der hellenistischen Malerei heranziehen dürfen. Es sei mir vergönnt, den Lesern dieser Blätter hierüber einige Fingerzeige zu geben, deren Erinnerung ihnen, wenn sie das Glück haben sollten, die campanischen Wandgemälde im Mu­seum zu Neapel oder in Pompei betrachten zu können, vielleicht nicht ohne Nutzen sein wird. Der gebildete Nordländer, welcher Italien bereist, pflegt mit Spannung den Moment zu erwarten, wenn er jene Bilder, die ihm schon zum Theil in seiner Heimat durch Ternitesche oder Zahnsche Blätter bekannt

Grcnzboten II. 1870. S6