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wenn die autorifirte Uebersetzung binnen einem Jahre nach Erscheinendes Originals begonnen ist, enthält nach anderer Richtung eine Härte, welche der deutsche Autor oft zu seinem Nachtheil empfindet. Indeß auch diese Bestimmung ist Grundlage der internationalen Verträge geworden, ihre einseitige Abänderung kann ohne neue Verwirrung und Rechtlosigkeit nicht herbeigeführt werden, und es ist darum das gegenwärtige Gesetz mit gutem Grund nicht für geeignet erachtet worden, darin Abhilfe zu schaffen. Werth und Bedeutung desselben liegen vielmehr darin, daß es den schwankenden und unsicheren Rechtszustand, welcher durch die Gesetzgebungen der einzelnen deutschen Staaten und die sehr verschiedenen Interpretationen derselben vermittelst der Richter bewahrt wurde, zu beseitigen verheißt. Und es ist darum im Ganzen ein gutes Gesetz, weil es den gegenwärtigen Zustand des literarischen Verkehrs, und die lebendigen Usancen des Geschäfts in billiger Abwägung der divergirenden Interessen sixirt. Ein Reformiren bestehender Verhältnisse des Buchhandels und der Autorrechte wird der hohe Reichstag nicht für seine Aufgabe halten; gewährt derselbe dem literarischen Markt einheitliches Gesetz, welches bestehende Gewohnheiten regelt und die Interessenten befriedigt, so darf man ruhig der Zukunft und neuen mächtiger werdenden Bedürfnissen die Fortbildung durch spätere Acte der Gesetzgebung überlassen.
Politischer Monatsbericht.
X Leipzig, den 24. März.
Die im Sommer 1867 gewählte norddeutsche Volksvertretung ist in den abgewichenen Wochen zum letzten Mal zusammengetreten. Die bisherige Thätigkeit des ersten, auf festem Grunde stehenden deutschen Parlaments war erfreulich genug gewesen, um denen, die ihre Zeugen waren, den Abschied schwer zu machen und Wünsche für eine möglichst eonforme Erneuerung des Reichstags zu zeitigen. Es scheint indessen, man hat uns diesen Abschied leicht machen, man hat thatsächlich beweisen wollen, daß die eonstituirende Versammlung von 1867 gut daran gethan, die Legislaturperiode auf den kurzen Zeitraum eines Trienniums zu beschränken, Wählern und Gewählten in nicht allzu langen Terminen Gelegenheit zur Revision ihrer Meinungen und Wünsche zu bieten. Der norddeutsche Reichstag hat heuer schon bet seinem Zusammentritt das unerquickliche grämliche Gesicht gezeigt, das im Juli vorigen Jahres zum ersten Mal sichtbar geworden war und das man damals Grenzboten I. 1870. 64