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Jesuitenpartei und der Mehrzahl der römischen Cardinäle Argwohn, hochfahrenden Uebermuth, kurze Abweisung ihrer frommen Bedenken; jeder Widerspruch sollte ein Beweis des Ungehorsams und der Auflehnung gegen ihre heilige Kirche sein. Durch solche Eindrücke wurde ihre Kritik geschärft, und sie kamen dazu, ihr eigenes Wesen und die katholische Kirche ihrer Heimath mit der römischen Prälatur zu vergleichen und mit dem, was man zu Rom Frömmigkeit nennt. Sie selbst find Fürsten und vornehme Männer mit dem Bewußtsein, ein hohes Ansehen in der bürgerlichen Gesellschaft zu genießen, für den römischen Cardinal und Prälaten aber hat der gebildete Römer nach den französischen Witzwort Demimonde einen besonderen Namen erfunden, er heißt dort verächtlich msWO Mlantuoiuo. Und wenn die Deutschen die italienischen Pfeiler der römischen Kirche in ihrer humanen Bildung, in Auffassung des Glaubens und im Verständniß der Welt prüften, so fanden sie mit Erstaunen gerade bei den thätigsten neben einer durchtriebenen kurzsichtigen Schlauheit und italienischer Formgewandtheit einen Mangel an innerem Wahrheitssinn und Leben, vielleicht sogar an christlichem Gewissen, und dabei gänzliche Unfähigkeit, Culturverhältnisse eines anderen Volksthums zu würdigen. Den schweren Kampf gegen die moderne Bildung, gegen die große Arbeit abendländischer Wissenschaft, gegen die steigenden Ansprüche des modernen Staatenlebens wollten diese Zeloten führen öurch ohnmächtigen Fluch, durch Bann und Bücherverbote, um die sich Niemand kümmert, sie waren ungeduldig, daß in Deutschland, in England die Bekehrung nicht größere Fortschritte mache, denn im Ganzen sei diese Bekehrung nur Frage der Zeit und einer nicht gar zu langen, sie legten unverhältmäßigen Werth auf jede Bekehrung eines einzelnen verdorbenen Weltkinds und auf jeden kleinen Erfolg, den die Agenten der Jesuitenpartei gegen die Irrgläubigen durchgesetzt hatten, und waren völlig ohne Verständniß für die Zweifel und Dissonanzen, welche dem Leben auch der Gläubigen durch untilgbare Resultate der Wissenschaft und kluger Erfindung entstehen.
Die Sitzungen des Conciliums begannen. Und welches war das Verhalten der Römlinge gegen das Gewissen der Deutschen? Wie Schulknaben, wie Capläne und Curaten bei geistlichen Exercitien wurden die Deutschen behandelt, die Geschäftsordnung tyrannisch, ihre Handhabung plump und gewaltthätig; der Verkehr der Kirchenfürsten außerhalb des Conciliums beschränkt und durch Spione überwacht, die Bildung von Fractionen verboten, Briefe angehalten und eröffnet, Vertraute, Secretäre und gelehrte Beirather ausgewiesen oder wie Verbrecher vorgeladen, sie selbst mit Abneigung und studirter Nichtachtung behandelt, wie Verdächtige und Ketzer, in den Sitzungen ihnen kaum das Wort gestattet, ihre Reden unterbrochen und ihnen das Wort entzogen. Außerdem jedes Mittel der Einschüchterung und der Ver-
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