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gestalten fränkischer Landeinsamkeit, bekannt, die in Sonnetenkränzen und Terzinen- Serien gefeiert worden sind; jeder einzelnen Erzählung ist ein genauer Nachweis dafür beigefügt, in welchem Bande der neuen Rückert-Ausgabe die betreffenden Dichtungen zu finden sind. Obgleich ansprechend und mit Wärme geschrieben, machen diese Mittheilungen aus des Dichters Jugcndleben doch zu sehr den Eindruck des Zufälligen und Aphoristischen, als daß sie ein bleibendes Interesse in Anspruch nehmen könnten, zumal Manches bereits aus Rückert's Biographie bekannt ist.
Die beiden folgenden Abschnitte „der Patriarch" (Pastor.Hohnbaum zu Rodach) und der „Ritter" (Freiherr Truchseß von Wetzhausen auf Bettenburg) haben es nur indirect mit dem Dichter und dessen Dichtungen zu thun. Sie schildern das idyllische Leben und Treiben zweier Männer, wie sie das 18. Jahrh. Viele hervorgebracht hat, zweier Männer mit denen Rückert während seiner Jugendzeit zwar in freundschaftlicher Beziehung gestanden, die auf seinen Lebens- und Entwickelungsgang aber sicher keinen oder einen nur sehr untergeordneten Einfluß gehabt haben. Daß einzelne Gedichte auf den Patriarchen von Rodach und den Ritter von der Bettenburg Beziehung haben, kommt nur beiläufig zur Sprache und kann kanm als Entstehungs- grund für diese Schilderungen angesehen werden. Es ergibt sich vielmehr, daß eS dem Verfasser Herzensbedürsniß gewesen ist, zwei ehrwürdige Gestalten der alten Zeit in dem Licht poetischer Verklärung auf seine Staffelei zu bringen. — Dagegen ist an und für sich Nichts einzuwenden, auch läßt sich nicht leugnen, daß die Idylle von Rodach mit liebevollem Verständniß für ihre und ihrer Zeit Eigenthümlichkeiten geschrieben ist. Um kulturgeschichtliche Bedeutung beanspruchen zu können, ist diese Skizze aber doch zu eng abgegränzt und mit zu vielen subjectiven Zuthaten des Verfassers ausgestattet. Sehr viel schwächer, weil stofflich undankbarer, als dieser zweite, ist der dritte Abschnitt; es läßt sich wohl begreifen, warum Rückert und warum Dr. Kühner für den Freiherrn von Truchseß Theilnahme gehabt haben, für andere Leute bleibt derselbe aber eine gleichgiltige und ziemlich uninteressante Figur. Das Ganze steht in einer nicht eben glücklichen Mitte zwischen biographischem Fragment und kulturgeschichtlicher Skizze und ist zu subjectiv gehalten, um für das eine oder das andere zu gelten. Ansprechende Darstellung und warme Empfindung lassen sich dem, übrigens durchaus anspruchslos gehaltenen Büchlein nicht absprechen.
Livländische Beiträge, herausgegeben von W. v. Bock. (Neue Folge, Bd. I. H. 1 u. 2). Leipzig. Duncker u. Humblot.
Die Leser sind bereits früher auf dieses (nunmehr vierteljährlich erscheinende) Sammelwerk aufmerksam gemacht worden, dessen erste Bände namentlich wegen der in ihnen enthaltenen Actenstücke zur neueren livländischen Geschichte, von Bedeutung