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um der Zukunft Wege zu bahnen. Hier treibt und gedeiht alles, was hineingelegt und hineingesäet wird, und sprießt- schnell und üppig empor, hier kennt man überhaupt die Mühen und Arbeiten, des Lebens nicht, denn hier gilt das strenge Wort: „Im Schweiße deines Angesichtes" u. s. w. nicht. Fremde Völker haben es förmlich über sich genommen, diesem Volke in Allem dienend an die Hand zu gehen, ihm alle Anstrengungen zu ersparen. So günstige Verhältnisse können überhaupt nur in einem Staate stattfinden, der eigentlich noch kein Staat, sondern eine von einem Staate getragene Gesellschaft, gleichsam eine sich herausgestaltende Frucht im Mutterschooße ist. — Dieser Staat der doch kein Staat ist, hat Alles, was sonst einen Staat ausmacht, aber alle diese Elemente sind so zu sagen erst im Werden, in der Ausbildung begriffen, wie die Theile, wie die Organe des neugebornen Kindes schon die Gestalt dessen, was sie einst vorstellen sollen, haben, aber noch zu schwach, zu ohnmächtig, zu unzeitig sind, um ihre Functionen selbst zu verrichten. Rumänien hat eine Verwaltung beweglich, schwankend und ohne alle Festigkeit, eine Militärmacht, selbst zur bloßen Vertheidigung zu schwach, Schulen, die nur den Grund zur Ausbildung legen, welche im Auslande weiter gesucht werden muß, eine Justiz so voller Launen,, so feil und so ohne alle Würde, daß die Richter öffentlich von den Parteien mit Schlägen behandelt werden, und daß man auf seine Widersacher in den Gerichtssälen schießt, und sich am liebsten auf eigene Selbsthilfe verläßt, — eine Familie, die nur noch der äußeren Form nach eine solche ist.
Politischer Monatsbericht.
X Leipzig, den 23. September.
Die letzten Wochen haben einen neuen Nagel in den Sarg des zweiten Kaiserthums getrieben. Die Krankheit des Staatsoberhaupts hat den Freunden und Feinden des napoleonischen Frankreich den Beweis geliefert, daß die Regierung, welche sich rühmte, das unruhigste Volk der Erde für immer gebändigt zu haben, in der That nur auf zwei Augen steht. Gerade in dem Zeitpunkt, wo ein neues Kapitel der französischen Kaisergeschichte beginnen, der schwierige Versuch gemacht werden sollte, das persönliche Regiment mit dem Parlamentarismus zu versöhnen, als der Kaiser seinen veränderten Planen durch ein neues Kabinet Ausdruck gegeben hatte, versagte die Kraft des