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kcmnt gemacht. Dieses Werk ist namentlich durch die in ihm enthaltenen offieiellen Aktenstücke von Wichtigkeit; gleich das erste Heft brachte einen bis dazu unbekannten Bericht des russischen Grafen Bobrinsky über die kirchlichen Zustände Livlcmds, der als direktes Eingeständnis; des unwürdigen Verhaltens der griechischen Kirche von höchster Bedeutung für die Sache der Gewissensfreiheit in den Ostseeprovinzen gewesen und seitdem durch die in dem Harlcßschen Buche mitgetheilten Auszüge allgemein bekannt geworden ist.
Das vorliegende Buch, das aus zwei Aufsätzen besteht, ist namentlich durch die zweite Abhandlung „Die livländische Landgemeinde im Lichte der russischen und vies versa" — eine Analyse der russischen Landgemeinde und Vergleichung derselben mit der livländischen Landgemeinde, von allgemeinem Interesse. Der Verfasser entwirft nicht nur ein ausführliches Bild des auf dem Institut des Communalbesitzes begründeten russischen Gemeindelebens, sondern giebt zugleich eine Uebersicht über die bisherige Beurtheilung desselben und die seit Aufhebung der Leibeigenschaft auf diesem Gebiet erzielten Resultate. Schon aus diesem Grunde hat das Buch gerechten Anspruch auf die Theilnahme weiterer Kreise, denn die für die gesammte russische Entwickelung hochwichtige Organisation der großrussischen Landgemeinde ist in Westeuropa wenig bekannt und wissenschaftlich bis jetzt noch nicht analysirt worden. Die Vergleichung mit der livländischen Landgemeinde exemplificirt zugleich die sittlichen und wirthschastlichcn Vorzüge der westeuropäischen Form des Grundbesitzes über jenes socialistische Institut, das Alexander Herzen einst für die „neue Formel -der Civilisation" auszugeben den Muth hatte.
Die andere Abhandlung („Erste Begegnungen der Deutschen mit den Russen in Livland") behandelt an der Hand deutscher und russischer Quellen zwei» ältere Abschnitte der livländischen Geschichte in lebendiger Beziehung zu den politischen und kirchlichen Kämpfen der Gegenwart. — Die rasche Verbreitung, welche die v. Bock'schen Schriften in Deutschland erfahren haben, sichern auch dem vorliegenden, in verschiedenen Organen der Presse bereits anerkennend besprochenen Buche seinen Platz.
Christian Carl Josias Freiherr von Bunsen. Deutsche Ausgabe, durch neue Mittheilungen vermehrt von Friedrich Nippold. Zweiter Band, Schweiz und England (1838 bis 1849.) Leipzig, F. A. Brockhaus.
Die englische Ausgabe dieses für die neuere deutsche Geschichte hochwichtigen Werks ist in den „Grenzboten" so ausführlich besprochen worden, daß wir uns darauf beschränken müssen, diejenigen Stücke desselben namhaft zu machen, welche in der englischen Ausgabe entweder fehlten oder nur inhaltlich wiedergegeben waren.
Hierher gehören neben vielen Abschnitten aus Bunsens Privatleben (z. B. Felix