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Politischer Monatsbericht.
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und 19. Juni entschied wider olles Erwarten die principielle Annahme des neuen Gesetzes und jetzt wurde der Triumph Gladstones als bereits entschieden verkündet. Als aber die Lords bei der Specialdiscusfion eine ganze Reihe wichtiger Amendements einbrachten und namentlich den Satz gestrichen sehen wollten, welcher die Ueberschüsse der der bisherigen Staats­kirche zuständigen Einnahmen ausschließlich zu nicht kirchlichen Zwecken bestimmte, gewann der Pessimismus nochmals die Oberhand und wurden aufs Neue Scheitern der Bill, Conflict der beiden Häuser, Einberufung einer Herbst­session u. f. w. an die Wand gemalt. In der elften Stunde trat dann abermals eine unerwartete Wendung ein: Gemeine und Lords einigten sich in der Srille über die an der Bill vorzunehmenden Aenderungen, Gladstone setzte seinen Wunsch, die Ueberschüsse zu nicht kirchlichen Zwecken verwandt zu sehen mit Hilfe einer klug formulirten Clausel durch und derConflict" war ausgeglichen, noch bevor er erklärt war. Unnachgiebiger hat die Pairie sich in der Frage nach Abschaffung des Testeides sür die beiden alten Uni­versitäten bewiesen; übrigens liegt die Vermuthung nah, daß die Ablehnung nicht sowohl der Sache selbst, als der Verschwommenheit des Glaubens­bekenntnisses galt, welches den alten Eid ersetzen sollte. Die Alabama An­gelegenheit ist noch in der Schwebe und wird wahrscheinlich erst im nächsten Jahre wieder in Wendung kommen, da dem Schluß des Parlaments eine halbjährige Ruhezeit folgen soll; Gladstones Weigerung auf die Interpella­tion Henry Bulwers einzugehen, legt die Vermuthung nah, daß neue Ver­handlungen zwischen den beiden Negierungen bereits wieder im Gange sind.

In Spanten, das seine Cortesversammlung am 13. d. M. auf vier Monate vertagte, hat die Zersetzung der neu geschaffenen Verhältnisse ihren unaufhaltsamen Fortgang genommen. Das nach Erlaß des Regentschafts­gesetzes gebildete Ministerium hat ^sich wiederholt umgestalten müssen und krankt auch in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung an der Uneinigkeit und dem gegenseitigen Mißtrauen seiner Glieder, von denen jedes seine Specialpolitik und seinen speciellen Ehrgeiz hat. Herrera, der Justizminister, hat auf Andrängen der monarchischen Demokraten zurücktreten müssen, Fi- guerala und Prim vertrugen sich so schlecht, daß der erstere, nachdem er be­reits wiederholt mit seinem Abschied gedroht hatte, zurücktrat und durch Ardcmaz ersetzt wurde, Rivero, der Präsident der Cvrtes, steht in offenem Gegensatz gegen das gesammte Ministerium. Die Schwäche und Zerfahren­heit der Negierung hat den Muth der karlistischen und republikanischen Parteien gehoben; die erstere versucht sich m,it einer Reihe von bis jetzt verunglückten Schilderhebungen, an denen, wie es heißt, der Prätendent Don Carlos per­sönlichen Antheil genommen hat, die Republikaner bilden eine Liga, die sich allmälig über die ganze Halbinsel verbreitet und neuerdings durch einen