Contribution 
Das Dombauproject in Berlin.
Page
363
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 

363

gebenen Falle des Berliner Domes geschehen solle, so meinen wir, daß der gegenwärtige Bau allerdings von solcher Unschönheit ist, daß man im archi- - tektonischen Interesse nur wünschen kann, ihn verschwinden zu sehen. Als das natürlichste würde uns erscheinen, wenn man den Flügel des Schlosses, in welchem sich jetzt die Hofapotheke und kleinere Wohnungen befinden, ab­bräche und dort eine Kirche von mäßigem Umfange baute, deren Styl sich dem des Schlosses anzupassen hätte. So würde unserer Ansicht nach am besten dem künstlerischen Interesse genügt, während jede gothische Kirche, die an die Stelle des Domes gebaut würde, die Harmonie des ganzen Ensemble von Schloß, Museum, Opernhaus u. s. w. zerstören müßte, und während jeder große Kuppelbau unpraktisch für den Gottesdienst ist. Eine solche Schloßkirche würde dem praktischen Bedürfniß der Domgemeinde genügen; und für die Hälfte der Summen, welche ein Monstrebau wie der projectirte ver­schlingen müßte, könnte man in allen Theilen der Stadt die Kirchen bauen, welche dort etwa Bedürfniß sein sollten. Der Platz endlich, welcher durch den Abbruch des jetzigen Domes gewonnen werden würde, könnte zweckmäßig zur Erweiterung der Anlagen des Lustgartens- benutzt werden, der durch die Ausführung des vamxo Santo mit den Cornelius'schen Fresken den würdig­sten Abschluß erhielte.

Pasoeloup's Volksconcerte in Paris.

Der Pariser rühmt gern, in derHauptstadt der Welt" könne Jeder nach seinen Gewohnheiten leben, zu Belehrung und Vergnügen sei für jeden Geschmack gesorgt. Leider ist das häufig gehörte: ou trvuve tont K eben nur eine Phrase, die schön klingt, aber durchaus unwahr ist. Nament­lich wird der Deutsche hier vielen lieben Gewohnheiten der Heimath entsagen müssen, und zwar gerade solchen, die, weil in seiner Natur begründet, ihm am schwersten abzulegen sind. Wir wollen heute nur von der Musik sprechen. Gute, d. h. classische Musik, so oft zu so mäßigen, für Alle zugänglichen Preisen zu hören, wie es uns in den größeren, auch in vielen kleineren Städten Deutschlands geboten wird, war bis vor Kurzem eine Sache der Unmöglichkeit, und ist auch heute noch schwer. Das Repertoire der großen Oper ist außerordentlich beschränkt; diesen Winter z. B. gab sie nur Thoma's entsetzlich langweiligen Hamlet, die Hugenotten, die Afrikanerin. Gounod's

46*