333
Auch wir haben im letzten Jahre einige Ersahrungen gesammelt. Wir haben alle Hände voll mit Ordnung unserer eigenen häuslichen Angelegenheiten zu thun, und wir wünschen in unserem Interesse nicht die Verwickelung unserer Interessen durch Hinzutritt der Süddeutschen bis zur Confusion gesteigert zu sehen. Unser verwandtschaftliches Gefühl ist für sie dasselbe, und ebenso unverändert die Erkenntniß, daß das Zollparlament noch weit mehr als unser Reichstag an dem Uebelstand krankt, eine halbe Maßregel zu sein, daß es vorläufig ebenso destructiv auf die Einzelstaaten, als vereinigend und stärkend für das gemeinsame Leben wirkt, und daß auch darum die politische Einheit der deutschen Völker für die völlige Gesundheit und ein sicheres Gedeihen der Theile nothwendig ist. Und wenn einmal der Fall eintreten sollte, daß die Süddeutschen selbst entschlossen den Zutritt zu uns fordern, so wissen wir wohl, daß wir ihn nicht verweigern dürfen. Unser eigener Wunsch aber muß jetzt sein, erst mit der übergroßen Unordnung in unserem eigenen Hause fertig zu werden. Auch wir wollen die Verträge, welche den Süden und Norden verbinden, treulich erfüllen, wir haben in diesem Jahre bereits Gelegenheit gehabt, zu erkennen, daß wir dabei nicht weniger geben, als wir empfangen. Und deshalb wollen wir mit ihnen recht nüchtern und gewissenhaft die kurze Parlamentarische Arbeit unserer Zollangelegenheiten besorgen, und im übrigen ihre demokratische und ultramontane Presse fortfahren lassen, Lügen über uns zu verbreiten.
Der Streit über das Hudcnthum in der Musik.
Dieses Blatt hat vermieden, die herausfordernde Schrift Wagner's „das Judenthum in der Musik" und die zahlreichen Entgegnungen seiner gekränkten Bewunderer und Gegner zu besprechen, obgleich beide Parteien Veranlassung zu heiterer Kritik gaben. Wir halten aber gegenwärtig einen ernsten Angriff auf das jüdische Wesen unter uns nach keiner Richtung für zeitgemäß, nicht in Politik, nicht in Gesellschaft, nicht in Wissenschaft und Kunst; denn auf allen diesen Gebieten find unsere Mitbürger israelitischen Glaubens werthe Bundesgenossen nach guten Zielen, auf keinem Gebiete sind sie vorzugsweise Vertreter einer Richtung, welche wir für gemeinschäd- lich halten müssen. Es hat Jahre gegeben, in denen die Stimmsührer einer wüsten Demokratie zum großen Theile junge Männer jüdischen Glaubens waren — wir wissen wohl warum —, jetzt bilden weit andere Elemente die äußerste Linke, welche aus den arbeitenden Classen der christlichen Bevölkerung heraufdringt. In Handel und Verkehr galten lange Zeit die Juden für die Hauptspeculanten bei gewagten Börsengeschäften und einem großartigen Geld- Wucher; sie haben auch diesen Ruhm an Christen abtreten müssen, es sind