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Leipziger Studentenleben im vorigen Jahrhundert : (1780-1782).
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machte ärgerlich die Schreibetafel zu und ließ mich fahren. Zu Mittag während des Essens trat ein junger Militär in den Gasthof, fragte nach meinem Namen und sagte, er sei Adjutant des Königs, der mich fragen ließe, ob ich ein Verwandter von einem Baron Rosen sei, der Commandant in Danzig gewesen wäre? Ich sagteja." Mir war nicht ganz wohl zu Muthe, weil ich glaubte der König könne mich vor sich kommen lassen und mir die Cometographie vorrücken. Es unterblieb aber glücklicherweise und den andern Morgen gingen wir auf die Wachparade, wo der damalige Kronprinz, der starke Friedrich Wilhelm, zugegen war und der 84jährige Husarengeneral Ziethen noch in voller Uniform sich mit ihm unterhielt. Kurz vorher hatte dieser graue Held taufen lassen.

Von Potsdam fuhr ich gerade nach Leipzig es ging durch Tag und Nacht und ich erinnere mich nur, daß ich auf einem offenem Postwagen durch einen Wald fahrend einschlief und vom Postillon gewarnt wurde meinen Kopf in Acht zu nehmen, der einem Reisenden auf diese Weise schon ab­gefahren worden. Dieses wirkte nicht wenig auf meine Wachsamkeit, Ich stieg in Leipzig im Hotel de Baviere ab; nach einigen Tagen miethete ich mir in der Petri-Straße eine Wohnung,

Mehr als zwei Monate mußte ich auf den Anfang der Herbst-Collegia warten während dieser Zeit nahm ich Stunden im Französischen beim Sprachmeister Pasterre, auch etwas italienische Stunden; ich machte Ueber­setzungen und Tabellen und Bekanntschaft mit einigen studirenden Lands­leuten, und wandte mich an Professor Clodius, der in frühern Zeiten ein ziemlich munterer Kopf gewesen war.

Clodius hatte eine liebenswürdige nicht mehr junge Gemahlin, Julie Clodius, und einen guten fähigen 6jährigen Sohn, Gustel genannt. An seinem Tische hatten vor mir mehrere Livländer gegessen, auch bei ihm ge­wohnt ich bezahlte für Mittagtisch 20, für Abendtisch 10 Thaler monatlich, für Quartier 15 Thaler. Außerdem war Dr. Seeger, ein gelehrter seiner Mann, Unser Tischgenvsse, so wie ein Herr v. Rothenburg. dessen Vater in Danzig zweimal das große Loos in der'Hamburger Lotterie gewonnen hatte. Die Gastfreiheit wohnte in diesem Hausc und die frohe Unterhaltung ersetzte den bisweiligen Mangel an der Tafel. Die Speisen waren leicht und-wohl» feil, so wie der Wein. Meine liebste Nahrung war Semmel und die kernigte Butter; Früchte gab es im Sommer und Herbst die Fülle. Die von den weiten Feldern um Leipzig eingefangenen Lerchen gaben fette aber sehr kleine Braten. In einer Schachtel wurden zu 1560 bis nach Italien an hölzernen Spießen verschickt. Ich fühlte eine besondere Achtung und Neigung für Dr. Seeger, einen Schüler des durch Staatsschriften berühmten Mascow. Seeger hielt mehrere Vorlesungen, war Assessor im Reichshosrathe, ein Freund