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wunderer Napoleons, wandte er sich bald den legitimistischen Ansichten seines Vaters zu und stellte sich schon 1813 an die Spitze der königlich Gesinnten zu Rennes; er gehörte zu den Freiwilligen der hundert Tage, mit denen er nach Gent ging. Aber er blieb dabei liberal und bot sein ganzes Talent auf um die ultraroyalistische Reaction zu bekämpfen, die sich bald nach der Restauration so verderblich erhob; speciell blieb er, obwohl streng katholisch, doch stets ein entschiedener Gegner der ultramontanen Partei. Zunächst widmete er sich der Vertheidigung der vor die HZairskammer geladenen Ge' nerale: es gelang ihm nicht Ney vom Tode zu retten, dagegen verdankten Cambronne und Jebelle ihr Leben wesentlich seiner Beredtsamkeit. „Es ist eine Schmach für die Sieger" sagte er, „die Verwundeten auf dem Schlachtfeld aufsammeln zu lassen, um sie aufs Schaffst zu schleppen." Berryer war der entschiedenste Gegner der Julirevolution. Er verkannte nicht die großen Fehler der Noyalisten und hatte persönlich wenig Anhänglichkeit an die Bour- bonen, aber er war durchdrungen von dem ungeheuren Fehler eines neuen Bruches mit der kaum begründeten Ordnung der Dinge; nur deshalb, aus rein politischen Motiven, ward er der gefährlichste Widersacher Louis Philippe's. Er trat jetzt in die Kammer ein und machte sich dort als Redner bald ebenso gefürchtet, wie er es in den Gerichtshöfen gewesen war. Nach seiner ersten Rede bemerkte Guizot gegen Royer-Collard: Voild. un Zrsmä talent! worauf Letzterer antwortete: L'est rwe Misstmeö, Berryer vertheidigte nicht die Regierung der Restauration und bekämpfte aufs äußerste im Kreise seiner Partei den thörichten Aufstandsversuch der Herzogin von Berry in der Ven- de'e, aber er griff die Julimonarchie aus ihrem eigenen Terrain an. Als Casimir Pe'rier nach einem Jnsurrectionsversuch einen beredten Appell für die Aufrechthaltung der Ordnung an die Kammer richtete, erwiederte Berryer: „Ordnung? Sie selbst haben ihre'Grundlagen zerstört; das Princip, das Sie aufgestellt haben, lastet aus Ihnen und Sie müssen seine Consequenzen tragen!" Der Pairskammer rief er bei der Vertheidigung Louis Napoleon's zu: „Wer ein sittliches Gesetz verletzt hat, muß darauf gefaßt sein, daß es auch gegen ihn gebrochen wird", und als Guizot ihm einmal heftig vorwarf, daß er mit der revolutionären Demokratie Opposition gegen die Regierung mache, rief Berryer ihm das schneidende Wort zu: II 7 a uns okose Ms väiLULe <zue le e^nisiNL r6volutiolms.ir<z, e'est le e^msme äe 1'irxoLtÄsio!
Berryer war wohl unbestritten der bedeutendste Redner der damaligen Kammer, eine höchst angenehme äußere Erscheinung, ein edler ausdrucksvoller Kopf, ein herrliches Organ nahmen sofort für ihn ein; aber er war auch Meister der oratorischen Kunst, er überließ sich keineswegs rhapsodischen Eingebungen, sondern verfuhr bei aller Leidenschaft der Diction durchaus methodisch und verstand vor Allem die Taktik der Opposition: er wußte zu