269
fünften Bändchen der LtarobM LKIcMnie Hanka's (erschienen 1823) und endlich die böhmischen Prophezeiungen Libussa's (erschienen 1849). Es wird jetzt nicht mehr darum gestritten, ob diese Gedichte gefälscht sind, sondern wer sie gefälscht hat, und darüber haben sich so eben zwei ezechische Gelehrte ausgesprochen. Professor Schembera, ein verdienter böhmischer Schriftsteller, treuer, erprobter Anhänger des Slaventhums hält in der (böhmisch geschriebenen) dritten Auflage seiner Geschichte der böhmischen Sprache und Literatur (Wien 1868) den bekannten W. Hanka und einen Amanuensis an der prager Universitätsbibliothek Jos. Linda für die Fälscher des Wyssehrad- und Wenzelliedes. „Es war denselben unerträglich, die böhmische Literatur ohne alle Denkmäler aus dem 12. und 13. Jahrhunderte zu wissen: sie beschlossen daher im Jahre 1816, als sie damals gemeinschaftlich in der Michaelsgasse wohnten, diese Lücke durch ihre Kunstfertigkeit auszufüllen. Wie es wahrscheinlich ist, verfertigte Hanka den Text und Linda, der eine schöne Handschrift hatte, schrieb. Die erste Frucht ihrer geheimen Muße „das Lied an den Wyssehrad" trug Hanka selbst zu Jungmann und Dobrowsky, die zweite Frucht aber „das Minnelied", geschrieben mit einer Schrift, welche die Züge der Königinhofer Handschrift nachahmte, unterschob der Schreiber Linda dem Bibliothekscriptor I. Zimmermann und vergönnte ihm den Ruhm der Entdeckung. Zimmermann sendete sie dem obersten Burggrafen, Grafen Fr. von Kolowrat mit einem Beisatze, indem er sie für die älteste böhmische Handschrift aus dem 12. Jahrhundert erklärte. Diese Meinung bestätigte auch Hanka damit, daß er selbst sie in Druck gab, wodurch er zugleich beurkundete, daß sie nicht ohne sein Wissen geschaffen wurde." —
Diese Aufstellung Schemberas bekämpft in einer Brochure unter dem Titel: „die gefälschten böhmischen Gedichte aus den Jahren 1816—1849. (Prag 1868)" Dr. I. Hanusch, Universitätsbibliothekar in Prag, ein gleichfalls verdienter czechischer Gelehrte, der die Fälschung gleichfalls als unzweifelhaft annimmt, aber als Fälscher den erwähnten I. Zimmermann bezeichnet
Daß dieser Mann, ein Mitglied des Kreuzherrnordens und Bibliothekar des Klosters, außerdem Scriptor an der Universitätsbibliothek. Translator
,m Ksbraieis und Büchercensor, eine ganz eigenthümlich angelegte Natur war, ist richtig. Hanusch entwirft von ihm ein häßliches, aber sicher im allgemeinen richtiges Bild. Er nennt ihn stolz, eitel, neidisch, krankhaft boshaft, einen Menschenverächter und Pessimisten. Er erwähnt, daß Dobrowsky noch
.im Jahre 1825 in der Bibliothek der Kreuzherrn die beste Handschrift der Chronik des Benesch von Horschowitz gesehen habe, daß in derselben aber 1829 ein Stück gefehlt habe, und daß das fehlende Stück 1861 in der Universitätsbibliothek hinter einer Verschalung gefunden worden sei. Wer anders