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Die irländische Frage.
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Sicher aber ist, daß nur aus diesem Wege maßvoller Verbesserungen die Lage der Landbevölkerung gehoben werden kann. Die bedeutenden Fort­schritte, welche der Ackerbau bereits gemacht, sind wesentlich den großen Grundeigenthümern zuzuschreiben, welche Capital in den Boden stecken können, revolutionäre Projecte aber, welche die vor 200 Jahren vorgenom­menen Confiscationen durch eine neue Generalconfiscation curiren sollen, können Capitalien nur abschrecken, ihr Geld in Irland anzulegen. Uebel, die Jahrhunderte weit zurückreichen und im Nationalcharakter stetig neue Nahrung gefunden haben, können nur langsam und durch eigne Arbeit des Volkes erfolgreich bekämpft werden. Der Staat hat nicht die Aufgabe, für seine Unterthanen wohlfeiles Brod zu schaffen, sondern nur diejenige, soweit als möglich die Hindernisse zu beseitigen, welche ihnen das Brod vertheuern; ist das auf diesem Gebiet geschehen, so liegt das Heil Irlands in seiner ei­genen Hand. Ganz anders stellt sich die Frage der irischen Staatskirche, welche wir nächstens betrachten wollen.

Die Jesuiten als Gymnasiallehrer in Oestreich.

(Schluß zu Nr. 16).

Als 1773 der Jesuitenorden durch die bekannte Bulle des Papstes Cle­mens XIV. aufgehoben wurde, lag zunächst die Aufgabe vor, auch für die 200 theils vollständigen, theils unvollständigen Jesuitengymnasien einen neuen Lehrerstand zu schaffen. Die zur Ausarbeitung eines allgemein verbesserten Planes in Studiensachen niedergesetzte Commission (Studien-Commis­sion, später Studienhofeommission) behielt im Allgemeinen die Lehr­bestimmungen der Jesuiten bei, nahm aber den Unterricht in Mathematik und Naturwissenschaften in ihr Programm auf, gab den classischen Studien größere Ausdehnung und beantragte die Einführung von Fachlehrern an Stelle der bisherigen Classenlehrer. Auch sollte für gehörige Ausbildung und Prüfung °der Lehrer gesorgt und vor allem die bisherige Herrschast der Ordensgeistlichkeit in den Gymnasien gebrochen werden. Während die Com­mission noch über diese Vorschläge stritt, wurde ganz unerwartet im I. 1775 ein von einem Piaristenordenspriester vorgelegter Studienplan angenommen, der sich von dem srüheren der Jesuiten nur dadurch unterschied, daß er etwas mehr auf Realien Bedacht nahm. Ob er einen Fortschritt bildete, muß dahingestellt bleiben. Ein solcher schien aber eingetreten während der Regie-