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das Erstaunen der Schaho's erregt. Die Eisenbahn nach Koomanlee dürfte innerhalb vier Wochen vollendet sein.
Die „Pall Mall Gazette" versichert: Es ist berechnet worden: daß das Destilliren eines Gallons Wasser im Lager des abyssinischen Heeres an der Annesleybucht zwei Schilling kostet. Der tägliche Wasser-Consum sür Menschen und Thiere beläuft sich durchschnittlich auf 40,000 Gallonen. Die Wasserlieferung an dieser Station dürfte daher den britischen Steuerzahlern sehr theuer zu stehen kommen, etwa 1,620,000 Pfd. Sterl. per Jahr. Der seiner Zeit viel belachte Vorschlag eines Lieferanten, das Expeditionscorps mit billigem Wein anstatt des Wassers, zu verproviantiren, wäre in der That viel billiger gekommen, wenn nur das Vieh den Wein hätte trinken können.
Major Grant, der wohlbekannte Afrikareisende, ist als Abgesandter des Hauptquatieres zu Kassai dem mächtigen Herrscher von Tigre gesandt worden. Später wird dieser Fürst eine Zusammenkunft mit Sir Robert Napier haben. Sein Gesandter Murcha Worki war kürzlich in Annes- ley Bay und konnte fein Erstaunen über unsere mächtigen Rüstungen, die wir in's Werk gesetzt, um einige obscure Gefangene zu befreien, nicht verhehlen. Im Ganzen sind bis Ende Januar 18,000 Mann britische Truppen in Abyssinien angekommen, von denen sich 8000 in Annesley Bay befinden.
Ein aus Magdala von Dr. Blanc eingetroffener Privatbrief, datirt von 2. Dezember, enthält einen Bericht über die Stellung des Königs Theodorus und M elineks. Die Armee des letztgenannten soll aus 40 bis 30,000 Mann nebst einer Anzahl Kanonen bestehen. Nur etwas fehlt ihm: — der Muth zum Angriff. Die Lage der Gefangenen schildert Dr. Blanc als keinesweges erfreulich. Sie sind auf jeden Fall dem gewissen Tode verfallen, denn Theodorus soll fest entschlossen sein, sie nicht lebend in die Hände ihrer Befreier gelangen zu lassen; selbst wenn er abgehalten sein würde, persönlich nach Magdala zn kommen, dürfte er seine Henker senden, die jeden Gefangenen niedermetzeln werden.
In charakteristischer Weise schildert der Specialcorrespondent des „Standard" in seinem Briefe aus Mulkatto vom 22. Januar den Stand der Dinge in Senafi. Der allgemeine Ruf im Lager ist „Vorwärts". Niemand hat eine Idee von den Schwierigkeiten, mit denen der Chef- eommandant zu kämpfen hat. Zuerst mit dem Wassermangel, dann mit dem Mangel an Fourage und Transportmitteln. Mit Ende Dezember sollten 28,000 Nlaulthiere an Ort und Stelle sein und nicht mehr als die Hälfte davon sind gelandet. Von diesen sind 2000 gestorben und andere 2000 sind arbeitsuntauglich, aber 2000 Thiere können nicht den Proviant und das Kriegsmaterial einer großen Armee, welche 76 Mei- Grenzboten II. 1868. 9