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von Gotha that nur seine Pflicht, wenn er den Unterhändler darauf aufmerksam machte, und diesen zu bestimmen suchte, dem Offizier der Vortruppen Nachricht von den begonnenen Verhandlungen zu geben.
Aber kurz nachdem der König an den Herzog von Gotha geschrieben, erfuhr der König durch den Commandeur seiner Avantgarde, den Oberst von Bülow, daß Eisenach nur schwach besetzt sei. Da beschloß man plötzlich im hannöverschen Hauptquartier, von den Verhandlungen mit Preußen abzusehen und bei Eisenach durchzubrechen. Nach solcher Veränderung des Planes wurde allerdings die Nachricht, welche Oberst v. Bülow durch Major Jacobi erhielt, Hinderniß für ein sofortiges Eindringen des Obrist v. Bülow in Eisenach. Unterdeß hatte sich der König von Hannover wieder bereit erklärt, die Ankunft eines berliner Unterhändlers abzuwarten.
Militärisch betrachtet war ein Durchbruch der hannöverschen Armee bei Eisenach schon am 24. Juni gewagt, am 25. aber, wo er im günstigsten Fall erst hätte erfolgen können, ein verzweifeltes Wagstück. Dagegen war in der Nacht vom 24. zum 25. Juni und den ganzen folgenden Tag völlige Muße und Zeit, die Bahn bei Gotha zu passiren, und im Fall des Widerstandes die wenigen Bataillone, welche von Gotha aus disponibel gemacht werden konnten, bei Seite zu werfen. Man dachte kaum daran, der König hatte überhaupt nicht den Muth zu einem militärischen Entschluß. Jetzt aber, nach fast zwei Jahren, wagt man, jenen an sich völlig unwesentlichen Zwischenfall zu einer großen Fälschung des Sachverhalts zu benutzen. Wir müssen sogar in der Schrift des östreichischen Generalstabs lesen, daß der Herzog von Gotha im preußischen Interesse hinterlistig den Durchbruch der Hannoveraner verhindert habe. Jenes Zurückhalten der hannöverschen Avantgarde am 24. Juni sei Schuld an der Katastrophe vom 27. und 28. Ein treuherziger König sei listig umsponnen durch preußische Intriguen u. s. w. Man hat bei solcher wüsten Behauptung nicht beachtet, daß man der Armeeleitung eines Heeres von 18.000 Mann und 52 -Geschützen den ärgsten Vorwurf der Kopflosigkeit und Desorganisation macht, wenn man eine große militärische Action an einem solchen Hinderniß scheitern läßt.
Die Journalisten der großdeutschen Partei haben sich das Vergnügen nicht versagt, diese Unwahrheit weiter zu spinnen, und wir haben lesen müssen, der Wald von Schmalkalden sei dem Herzog von Gotha von Preußen geschenkt worden, weil er den Durchbruch der Hannoveraner verhindert habe. Wenn die preußische Regierung bewogen wurde, dem Herzog seinen Privatbesitz zu vergrößern, so hatte sie dafür einen bessern Grund. Das Privatvermögen des Herzogs ist zum größten Theil von früherer Generation her in östreichischen Gütern angelegt, und sein finanzielles Interesse hätte ihn mehr als die meisten andern Fürsten auf die Seite Oestreichs ziehen müssen; es war ohnedies durch den Krieg aufs höchste gefährdet. Daß er durch Rücksichten auf seine Privatverhältnisse sich keinen Augenblick beirren ließ. daß er geschetdt und warmherzig die Pflichten eines deutschen Fürsten erfüllte und sich und die Bataillone seines Landes sofort zur Disposition stellte, das legte der preußischen Regierung nahe genug, dafür zu sorgen, daß seine Parteinahme ihm wenigstens nicht Schaden bereitete.
Wer die eigene Schwäche und Unwahrheit dadurch zu beschönigen sucht, daß er seinen Gegnern niedrige Motive des Handelns andichtet, mindert ehrlichen Leuten das Mitleid, das er sich durch wahrhaft vornehme Haltung bewahren könnte.
Das Treffen von Langensalza aber, in welchem der Angriff eülgst zusammengeraffter preußischer Truppen zurückgeschlagen wurde, war eine militärische Schlappe, aber nächst der Schlacht von Königgrätz der größte poli- Grenzboten II. 1868.