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Das deutsche Seeleuchtwesen.
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es durch Aufnahme tüchtiger deutscher Gelehrten in die leitende Behörde. Es wird niemand behaupten, daß Hamburg und Bremen gegenwärtig bereits im Besitz aller wünschenswerthen Sachkunde auf diesem Felde seien. Man versteht sich in diesen Städten wohl auf die Bedürfnisse der Seeschifffahrt, aber Architekten, die im Bau von Leuchtthürmen. Schiffsbaumeister, die in der Herstellung von Feuerschiffen. Physiker oder Optiker, die in den verschie­denen Leuchtapparaten speciell beschlagen wären, hat man darum noch nicht. Woher sollte man sie auch haben? Das Leuchtwesen wurde dort ja bisher im allerkleinsten Maßstab betrieben und ohne jeglichen Ehrgeiz besonderer Leistungsfähigkeit.

Schiffe der norddeutschen Kriegsmarine, die in den Jahren 1866 und 1867 die deutschen Nordseegewässer. auszunehmen hatten, haben gleichzeitig auch Studien über neue Leuchtfeuer angestellt. Das Feuerschiff in der Mün­dung der Eider ist die erste Frucht dieser Studien. Möge die zweite und dritte immerhin ein Thurm auf Baltrum. ein Schiff vor Borkum sein, aber nicht, ohne daß das Leuchtwesen vorher für Bundessache erklärt und daß eine Centralbehörde errichtet würde, die. nach Frankreichs. Nordamerikas und anderer fortschreitender Staaten Vorgang aus Marineoffizieren. Technikern. Rhedern und Naturforschern passend zusammengesetzt, innerhalb einer Grün­dungsperiode von längstens zehn Jahren unser Seeleuchtwesen auf den Fuß der großen civilisirten Nationen zu erheben hätte.

Aus Schwaben.

Mitte März.

Die Wahlbewegung ist in vollem Gang. Nicht genug an den' Pro­grammen der Parteien, auch noch jeder Candidat hat sein eigenes Programm ausgegeben, das als Flugblatt in seinem Bezirk flattert. Außerdem zahl­reiche Flugblätter der deutschen Partei, die anfänglich mehr allgemein ge­halten , die wirthschaftliche und nationale Bedeutung des Zollparlaments be­leuchteten, die späteren mehr concreten Fragen und der Widerlegung gegne­rischer Ausstreuungen gewidmet. Wahlversammlungen an allen Orten, in den Städten und in den Dörfern, an Sonn- und Werktagen, es ist ein politischer Wahlkampf, wie ihn Schwaben noch nie erlebt hat. Unerhört ist dieses zähe Ringen aller Parteien, niemals sind alle Classen der Bevölkerung so tief ergriffen, niemals sind vor dem Volk politische Fragen aller Art. die Zoll- und Steuerfragen, das Militärwesen, und schließlich die große poli­tische Frage des Verhältnisses zu Preußen und der deutschen Zukunft so im Einzelnen erörtert worden.