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Der Kampf um Schlesiwig-Holstein 1848-1850. 3.
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hatte nun sein Interesse mit dem Interesse einer Macht und einer Staatengruppe in Deutschland verflochten, der ein baldiger Sieg über Preußen und die preu­ßischen Unionsplane beschicken war.

Aber dies war nicht der einzige Gewinn Dänemarks gegen Preußen. Wäh­rend in Berlin über den Frieden verhandelt ward, fanden zu London Conferen- zen über einen andern Gegenstand statt. Die vortheilhafte Lage seiner Ver­hältnisse wollte Dänemark benutzen, um mit Hilfe der gesammten europäischen Diplomatie zu erreichen, was es mit dem offenen Briefe von 1846 vergeblich angestrebt hatte die Sicherung des dänischenGesammtstaates" vor einem Zerfalle in Folge der verschiedenen Succession. Rußland, Schweden und auch Frankreich ließen sich bald bereit finden, zu London in einem, am 2. Juni unterzeichneten Protokoll die bleibende Vereinigung der Länder, die Friedrich der Siebente regiere, als ein europäisches Interesse zu bezeichnen und den Bemühungen des Königs, diesem Zwecke gemäß die Erbfolge zu regeln, ihren Beifall zu spenden. England, verstimmt durch das allzustarre Hervortreten Rußlands, zögerte. Eben damals war es indeß, indem es die Sache des portugiesischen Juden Pacisico in übermüthigster Weise zur Bc- drängung Griechenlands ausgebeutet, mit Frankreich in Spannung, mit Ruß­land nahe an einen Bruch gekommen; da soll der russische Gesandte in London eine Nachgiebigkeit in der dänischen Sache dem englischen Cabinet als ein Mittel, den Bruch zu vermeiden, entgegengehalten, und dies den Beweggrund für England hergegeben haben, zu unterzeichnen. Dänemark verlangte nun Aehnliches von Preußen. Bei einer jener Erscheinungen des russischen Kaisers zu Warschau, die damals über das ganze Mitteleuropa einen leisen Schauer zu verbreiten pflegten (Mai, Juni), versuchte der Prinz von Preußen vergeblich, durch Benutzung der Erbfolgesrage der schleswig-holsteinischen Angelegenheit noch jetzt eine bessere Wendung zu geben. Die Sprache Rußlands war in der letzten Zeit eine sehr entschiedene geworden. Die londoner Conferenzen selbst waren ein Beweis mehr für die Verbindungen, deren sich Dänemark erfreute, für den isolirten Stand von Preußen. So entschloß sich dies auch hier zur Nachgiebigkeit, und als, am 2. Juli, zwischen ihm und Dänemark zu Berlin der Friede geschlossen ward, erklärte sich in einem geheimen Artikel der König von Preußen bereitwillig, an den Unterhandlungen theilzunehmen, welche der König von Dänemark einleiten werde, um die Erbfolge in den unter seinem Scepter vereinigten Staaten zu ordnen.

Die öffentlichen Artikel, welche am 2. Juli 1830 von dem Herrn v. Use- dom auf preußischer, den Herren v. Pechlin, Needtz, A. W. Scheel auf däni­scher Seite und dem Grafen von Westmorelcmd als dem Vertreter der vermit­telnden englischen Macht unterzeichnet wurden, bildeten einen Friedensvertrag seltsamer Art. Die sriedenschließenden Mächte, Preußen in seinem und Deutsch-