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Der Kampf um Schleswig-Holstein 1848-1850. 2.
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noch dadurch geschärft, daß in den Freischaaren sich zahlreiche, von der poli­tischen Erregtheit der Zeit mächtig ergriffene Leute befanden, Leute, die viel­leicht vor Kurzem erst, auf den Barrikaden, eben den Soldaten gegenüber­gestanden, die jetzt mit ihnen den Dänen bekämpften. Also war es denn, nicht ohne ziemlich bedenkliche Auftritte, im Mai zu einer Entlassung zahlreicher Freiwilliger, nachher jedoch unter den Zurückgebliebenen zu einer Neubildung gekommen, aus welcher namentlich das v. d. Tannsche Corps in der Gestalt hervorging, in welcher es bei Hoptrup siegte, Uebler aber, als alle jene Schwierigkeiten und Verlegenheiten, gegen welche die provisorische Regierung im Innern arbeiten mußte, war es vielleicht, daß diese Regierung zu den diplomatischen Verhandlungen mit den außerdeutschen Mächten in gar keinem directen Zusammenhange stand. Seit der Bund die schleswig-holsteinische An­gelegenheit in die Hand genommen und an Preußen übergeben hatte, sah sie sich hier ganz durch das Letztere vertreten und von einer eigenen Theilnahme abgesperrt. Ueber den Stand der auswärtigen Verhältnisse erfuhr sie Bestimm­teres nur soweit sie durch Preußen unterrichtet wurde; und als deutlichere Ahnungen über sie kamen von einem bevorstehenden unwillkommenen Ausgange, war die Gewalt der Dinge schon zu mächtig, als daß noch ein wirksamer Widerstand hätte geleistet werden können.

Denn stärker und stärker begann jetzt die ungünstige Strömung, in welche neuerlich die Ereignisse gerathen waren, sich auch in den Verhandlungen geltend zu machen, die sich seit dem Mai über Waffenstillstand und Frieden im Gange befanden. Die angebotene Vermittelung Englands war für diese Verhandlungen zu Ende April von Preußen angenommen worden und Lord Palmerston suchte in London zwischen Bunsen und dem dänischen Gesandten eine Verständigung über einen Waffcnstiltstandsentwurf herbeizuführen, mit welchem gewisse allgemeine Umrisse des während des Stillstandes zu verhandelnden Friedens verbunden waren. Der Gedanke einer Trennung Schleswigs nach der Sprachgrenze, so daß ein nördlicher Streifen des Landes dem dänischen Königreiche, der südliche Theil dagegen Holstein und dem deutschen Bunde zufallen sollte, ward hier auf­gebracht; ob und wie man daneben die Verbindung der Herzogthümer mit dem Königreich durch Bestimmungen über die Erbfolge für die Zukunft zu sichern gedenke, blieb noch im Unklaren. Auf der einen Seite wies aber die provisorische Negierung Schleswig-Holsteins, als Preußen den Plan zu ihrer Kenntniß brachte, die Friedenspräliminarien zurück, unterstützt von zahlreichen Protesten, die aus dem nördlichen Schleswig gegen jede Zertheilung dieses Herzogthums einliefen; andrerseits setzte Dänemark dem preußisch-englischen Waffenstillstandsentwurf einen von Grund aus verschiedenen entgegen, in welchem von Friedenspräliminarien keine Rede war. Nun erfolgte Wrangels Rückzug aus Jütland und alles was sich an denselben knüpfte; überdies aber löste sich