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willigen. Wrangel begnügte sich denn auch mit dem kleinen Strich von Jütland, den er von Anfang an besetzt hatte. Nur einzelne Trupps der Preußen streiften, um Lieferungen einzutreiben, tiefer ins Land; ehe er jedoch ganz nach Schleswig zurückginge, verlangte der General Herausgabe der aufgebrachten Schiffe und der schlcswigschen Insel Alsen von Seiten der Dänen.
Aber gerade jetzt sollte sich der Werth dieser Insel in einer für die deutsche Sache verhängnißvollen Weise an den Tag legen. Als Herren der See konnten die Dänen je nach Belieben ihre ganze Heereskraft auf Alsen oder auf dem festen Lande zusammenziehen und so mit gesammelter Macht immer nur den einen Theil der deutschen Strcitkräfte, entweder die Preußen und Schleswig- Holsteiner in Jütland, oder im Sundewitt die Truppen des 10. Bundes- armeccorps bedrohen. Wrangel glaubte, wenn er nach beiden Seiten in gehöriger Macht daftehn sollte, um so dringender einer Verstärkung zu bedürfen, als er nicht blos auf die Dänen Rücksicht nahm, sondern zugleich auf ein mögliches Eingreifen der Schweden gefaßt sein zu müssen meinte. Einstweilen, wohl um die Dänen von Alsen, wo sie dem 10. Bundesarmeecorps gegenüber sich in immer wachsender Anzahl sammelten, einigermaßen nach Jütland abzuziehen, schrieb er über dies^Land eine Coutribution aus, angeblich als Entgelt für die Verluste, die der deutsche Handel durch Aufbringung von Schiffen und durch Blokade erlitten. In der That sendeten darauf die Jütländer eine Deputation nach Kopenhagen mit der Drohung, für den Fall, daß sie noch länger ohne Schutz gelassen würden, ihre Sache von der Sache der Jnseldänen zu trennen. Da kam ihnen Rettung und alle erwünschte Sicherheit aus dem traurigen Stande der deutschen Sache. Das große Deutschland mit seinen Huudcrttauscnden von wohlgerüsteten Kriegern zeigte sich jetzt unfähig, nur die 30,000 zusammenzubringen, deren man als Nachschub für die Betreibung der volkstümlichsten Sache bedürfte. Bon den Staaten des 10. Bundesarmeecorps waren die Verstärkungen, die man von ihnen nachsuchte, nicht zu erlangen. Darauf und auf noch Anderes wies die preußische Regierung hin; sie fühlte sich verletzt darüber, daß die provisorische Regierung selbst, auf Grund eines Bundesbcschlusscs, der dies gestattete, von den dänischen Schiffen in den schlcswig-holsteinischen Häfen das über sie verhängte Embargo hinweggcnommcn hatte; und dieses Verhalte» der Mittelstaaten sowie diese Maßregel der Schleswig-Holsteiner diente hinwider dem preußischen Cabinet als Nechtfertigungsgrund, auf welchen hin es nicht blos seinerseits dem General Wrangel die gewünschten Verstärkungen ebenfalls verweigerte, sondern ihm auch, zur Vermeidung politischer Verwickelungen, den Rückzug aus Jütland anbefahl.
Dieser Rückzug aber war von Wrangel schon beschlossen, ehe der Befehl dazu bei ihm eintraf; und was dabei das Acrgste war — er ging noch viel weiter, als ihn die Weisungen der berliner Regierung bestimmten. Nicht blos Jütland, sondern auch der Norden von Schleswig bis in die Gegend von