4ZS
der Freundinnen auf dein ersten Blatt durch das auf den Zehen nach dem Klingcl- griff emporlangende Kind. Reizend ist die Poesie dieser kindlichen Welt auf den Blättern wiedergegeben, wv Hausfrau gespielt, große Wäsche vorbereitet und ins Werk gesetzt, im Kaufinannsladcn gehandelt, in der Küche das Essen zubereitet und ähnliche anmuthige Altklugheit getrieben wird. Ein Meisterstück naiver Komik ist das „gemüthliche Stäbchen", das die kleinen Leutchen sich unter dem Rcgeuschirm eingerichtet haben, nicht weniger ergötzlich das Trio am Ofen, gesungen von Fräulein X., Fräulein U. — aus einem Atlas — und Musje Spitz, dem Dritten in diesem vergnügten Bunde. Vortrefflich dem Leben abgelauscht endlich sind die Scenen, wo die Freundschaft zugleich mit der Puppe einen Riß bekommt, wo die Entfremdung der Gemüther sich zur Trennung steigert, wo die Neue eintritt und die Versöhnung sich entwickelt und schließlich zu Stande kommt. Alles ist Wahrheit und Natur, selbst die Puppcu, die Kochapparate, die Stücke der Wäsche scheinen zu leben und bei der Geschichte mitzuwirken. — Auch die Fortsetzung der Bildermappe „Was willst Du werden?" wird den jungen Herren, welche die erste Reihe zu besitzen das Glück haben, lebhaft empfohlen, schon weil ohne sie die ihnen gebotene Wahl eines zukünftigen Berufs eiuc unvollständige fein würde, daun aber auch, weil die Mehrzahl der 18 Blätter die vom Künstler gewählten Gegenstände ungcmein charakteristisch wiedergibt. Sehr hübsch ist namentlich die Schusterstube, dann der Kutscher, der Hufschmied, der Gerber, ferner die Scene vor der Schenke, endlich die lctztc Zeichnung: Polizist und Gassenbube.
Nächstdem sei G, Schercrs illustrirtes deusch cs Kinderbu ch empfohlen, welches soeben in vierter reich vermehrter Auflage (Stuttgart, Verlag von Georg Scherer) die Presse verlassen hat. Es enthält alte und neue Kinderlieber, Märchen, Fabeln, Sprüche und Räthsel in geschickter Auswahl, die mit Radirnngen und Holzschnitten nach Zcichnnngen von Cornclins, Kaulbach, Krcling, Ncurcuthcr, Franz Pvcci, Ludwig Richter, Schwind u. A. geschmückt sind. Von den größeren Bildern nennen wir als besonders schön gedacht das vvn Krcling zu dem Liede „Herr Winter und die Kinder" gelieferte, ferner „Der Schnitzelmann von Nürnberg" von Ludwig Richter, dann Schwinds Illustrationen zu dem Fuhrmannslied, zu dem Rcitersmann, zu dem „Buckligen Münnlein" und zu der Ballade „Die verlassene Mühle". Schnitt, Papier nnd Druck sind vortrefflich.
Ferner meldet sich für den Weihnachtstisch das „Deutsche Knaben buch'" vvn Ludwig Eichrodt mit Illustrationen in Holzschnitt vvn Professor A. Schröd- ter, in sechs Lieferungen im Verlag von M. Schauenburg zu Lahr crschiencn. Eichrodt ist bekannt durch seiuc Beiträge zu den „Fliegenden Blättern". Hier charak- tcrisirt er, zum Theil recht geschickt und mit viel guter Laune eine Anzahl von berühmten Männern der Sage und Geschichte: Nimrod, Methusalem, Karl den Großen, Kopernikus, den ewigen Juden, Blücher, Mozart u. A. in Knittelversen. - Die Auswahl könnte für ein deutsches Kuabenbuch passender getroffen sein. Die Auffassung der Personen durch den Künstler ist großentheils lvbcnswerth, die Ausstattung elegant.
Dann ist hier zu erwähnen „Die goldene Fibel". Durch P hilipp Wacke r- nagel (Wiesbaden, Julius Nicdncr), eine Sammlung von Gebeten, Sprüchen, Liedern und Märchen, die (vom Herausgeber) „den Müttern und Kindern christlicher Häuser in deutschen Landen zugeeignet und empfohlen" wird. In der sehr