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Ein Damenpensionat im Staat Mississippi : 2. Wie Schule gehalten wurde.
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bei dieser Arbeit überraschte, sing nunmehr an, mich vollständig zu verachten, und wurde so ungezogen, daß wir ihn fortjagen mußten. Der Principal, bei dem wir uns beschwerten, hatte nicht den Muth, Tom zu züchtigen, und gab uns einen andern Neger Namens Meagher. Dieser hatte kurz vorher dem Gärtner 34 Dollars gestohlen und war entlaufen, aber durch Bluthunde ausgespürt und zurückgebracht worden. Bei ihm war also die größte Vorsicht nöthig. Er pflegte zu allem dummöhrigJa" zu sagen und das ihm Anbefohlene sehr häufig doch nicht zu machen.Meagher, bring Holz!"Ja."Meagher, warum hast Du das Holz nicht gebracht,?"Ja."Wenn Du es nun nicht gleich bringst, sagen wir es dem Principal."Ja". Aber das Holz kam nicht, und wenn es auch im Winter nicht sehr kalt war, so wehten doch im Januar, Februar und März rauhe Winde, und dann gab es bei den zerbrochnen Fenstern und bei den Löchern in den Wänden unsrer Stube einen ganz unerträglichen Zug. Wir mußten daher Holz stehlen und sielen ohne Weiteres über einen großen Haufen Nutzholz her, das Poindexter für den Bau eines Gebäudes hatte zu­hauen lassen. In' Ermangelung einer Säge steckten wir große Stämme, die bis an die Stubenthür reichten, in den Ofen und schoben nach, je nachdem sie verbrannten. So halfen wir uns durch; Poindexter kam freilich sehr übel dabei weg.

Die Ladies schienen übrigens in dieser Beziehung noch schlechter gestellt zu sein, als wir; denn weder in ihrem großen Gesellschastssaale, noch im Speise­salon, noch auch in den Räumen, in denen Musikstundcn gegeben wurden, ward geheizt. Es kam daher nicht selten vor, daß die Mädchen nicht spielen konnte.», weil ihnen die Finger zu steif waren. Daß sie sich diese Vernachlässigung ruhig gefallen ließen, wund'erte mich nicht wenig von diesen anspruchsvollen Amerikanerinnen. Allein es gab hier noch seltsamere Dinge. In dem schon an­geführten Aufsatz aus demAlabama Planier" über dasCalhoun-Jnstitut" dies war der Name der Schule hatte ich nämlich unter Andrem Folgendes gefunden:

Das Küchendepartement ist kein Hohn auf gutes Leben, wo verhungerte Schüler einander einen elend zubereiteten Bissen wegzuschnappen suchen, viel­mehr strotzt es vor Ueberfluß an Allem, was von dem umliegenden Lande oder in Mobile erlangt werden kann. Früchte, Gemüse, Fische, Austern u. s. w. kommen täglich per Eisenbahn von Mobile für das Wirthschaftsdepartement an. Die Vortheile eines guten Tisches in einem Dameninstitut wird jeder sehen; denn unsre Töchter werden so mit jener Lebensweise vertraut, die, ein Erbrecht der Kinder unsres reichen und ergiebigen Südens ist."

Darnach hätte man allerdings eine reichbesetzte Tafel erwarten können. Poindexter hatte aber die Sache einfacher eingerichtet. Zum Frühstück gab es eine Tasse schlechten Kaffee, glühend heiße Biscuits (eine Art Rundstück mit