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Ein Damenpensionat im Staat Mississippi : 1. Wie ich Professor dreier schönen Künste wurde.
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Schiffswinde stehen. Jetzt ist das Tau befestigt, das Signal kommt, und gegen die Schwengel gestemmt, umkreisen die Steger'wie höllische Geister mit wildem Gejauchz die Winde, die sich unter dem schweren Drucke willig dreht. Da Plötzlich thut es einen Ruck, die Winde umschnellt sich rasch, die Neger purzeln zu Boden, und das Schiff ist flott.

So ging es fort, bis wir zu meinem großen Leidwesen zu Mobile ankamen. Wir stiegen ans Land, und ich war so glücklich, bald einen Deutschen zu treffen, an den ich empfohlen war. Vor ihm schüttete ich mein Herz aus und deutete ihm mit Rücksicht auf den bisherigen schlechten Erfolg meiner künstlerischen Versuche meine Befürchtungen bezüglich des Unterrichtes an.Seien Sie darüber ganz ruhig." sagte er.Aufs Lernen kommt es den Damen durchaus nicht an. Es ist ja Alles Schwindel. Sie zeichnen oder malen den Mädchen irgend was Beliebiges vor, damit sie etwas aufzeigen können. Selbst machen wollen sie nichts."

Das wäre schon ganz gut," erwiderte ich;aber ich kann ja eben den. Mädchen nichts vvrzeichnen'oder vormalen."

G?hen .Sie nur getrost in Ihr Institut. Sie lassen die Mädchen machen, was sie wollen. So wollen sie es haben."

Ungewiß, ob ich aus diesen Worten Trost schöpfen solle, oder nicht, kam , in unser Hotels wo die Aufregung meines Gemüthes ebensowenig als die zahllosen Mvsquitvs, welche das 'Bett umschwärmten, mich Ruhe finden ließen.

Am Morgen fiel mir zufällig dieMobile Daily Tribune" in die Hand, und ich fand darin zu meinem nicht geringen Erstaunen unter Anderem Folgendes:

Wir hören, daß Herr Poindexter im Norden gewesen ist, um die Fakul­tät seiner bewunderungswürdigen Schule zu ergänzen. Er engagirte dort einen wohlbekannten Musiklehrer aus'Italien für den Unterricht in der Opernmusik. Er geivcmn ferner den Professor Oliva aus Neapel und den Professor Külbcl, einen deutschen Linguisten aus Heidelberg. Mit diesen Acquisitionen kommt seine Schule jeder b'öheren Untcrrichtsanstalt in den Bereinigten Staaten gleich u. s. w."

Mich königlich sächsischen Deutschen hatte der Principal also von Leipzig nach Heidelberg versetzt, weil, wie ich später erfuhr, aus seiner Gegend ein junger Mann in Heidelberg gewesen war, dieser Ort also mehr ins Gewicht fiel,' als Leipzig. Aus dem'Italiener aber hatte er, wie unser Herrgott im Paradiese aus Adam, gar zwei Personen gemacht, wovon die eine freilich namenlos geblieben war.

Von Mobile fuhren wir auf der Eisenbahn weiter, die uns am Abend desselben Tages in/Macvn aussetzen sollte. Mein zwischen Bangen und Hoffen schwankendes GemKth fand sich durch die Gegend, durch die der Zug ging, nur noch mehr M^e>gedrückt. Wie trostlos und öde! Hier langgestreckte'Pflan­zungen, über dMeinzelne halbverkohlte Bäume verstreut sind, die das Feuer beim Niedereren^» des Holzes nicht zu zerstören vermocht hat, und die ihre dürren, kahle/Acste wie flehend cmpvrstrecken. Die Gebäude scheinen fernab zu liegen. Nun wieder endlose Strecken von Urwald, in welchem Gebüsch und Baumäste so'dicht in einander verschlungen sind, daß aller Zutritt ausgeschlossen zu sein scheint. Den Boden deckt stehendes Gewässer, in welchem umgestürzte Baumstämms^faulen. Alles öde und grabesstill, nur daß bisweilen ein Nu­del Kühe, WMuf der Bahn gelegen haben, durch das Brüllen der Locomo- t'ive denn Pfeifen kann man es nicht nennen aufgeschreckt, scheu nach allen Richtungen zerstieben. Bisweilen kommen auch Haltpunkte, wo ge