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Die althellenistischen Nationalfeste. 2.
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nun der geputzte, strahlende Tarentincr begann, brach das Publicum in ein schallendes Gelächter aus, weil er mit dünner und ungehobelter Stimme sang und bei den ersten Griffen drei Saiten zersprengte, und die Kampfrichter lie­ßen ihn mit Ruthen hinauspeitschen. Der Elecr Eumelos, dessen Instrument alt und mit hölzernen Wirbeln verseben, dessen Kleidung sammt dem Kranze kaum zehn Drachmen werth war, gewann dann den Sieg. Der Gesang mit Flötenbegleitung wurde sehr bald wieder abgeschafft, weil er den Kampfordnern zu elegisch und traurig zu sein dünkte. Außerdem ließen sich aber später Kithar- spieler und Flötisten ohne Gesang hören. Den Flötenspielern wurde dabei zur Bedingung gemacht, eine eigene, nach einem voraus bestimmten Schema ge­arbeitete Composition zu liefern, welche nach Strabo den.Kampf Apollos mit dem Drachen Python zum Vorwurf hatte und aus fünf Theilen bestand, nämlich dem Vorspiel, dem Angriffe, der Aufmunterung, der Schmähung, dem .daktylischen Siegeslied und dem Zischen des verendenden Drachen. Man sieht also, daß die epische Tonmalerei der modernen Musik keinen Anspruch auf Neuheit der Erfindung hat! Die gymnischen Kampfarten und das Wettrennen der Rosse wurden wie in Olympia zur Aufführung gebracht, und wie dort gin­gen den Kämpfen der Männer stets die der Knaben voraus. Später fügte man zu den musikalischen Wettkämpfen auch poetische hinzu. Aber man bereute es; denn, wie Plutarch sagt, drängten sich nun, wie durch ein geöffnetes Thor, Ohrenweiden aller Art zu, und die Kampfrichter kamen in mannigfache Ver­legenheiten und zogen sich Viele Feindschaften zu, besonders von den Schrift­stellern zweiten Rangs, die immer auf Abschaffung dieser Concurrenz drangen, weil sie die Koryphäen ihrer Kunst beneideten und selbst am Siege verzweifel­ten. Die Sieger erhielten sofort den symbolischen Palmzweig, wie auch bei den isthmischen und nemeischen Spielen und später Lorbeerkränze, deren Zweige ein Knabe unter Flötenspiel aus dem berühmten Thal Tempe holte. In der späteren Zeit werden auch Aepfel von den dem Gotte geheiligten Bäumen als Preise erwähnt.

Die nemeischen und isthmischen Spiele wurden in so geringer örtlicher Entfernung von einander gefeiert, daß ein guter Fußgänger bequem von dem einen Schauplatze den andern erreichen konnte. Das Thal Nemea, wo Argos die Jo bewacht, Herakles den Löwen erlegt haben sollte, lag südwestlich von Korinth in der Landschaft Argolis. In einem Cypresscnhaine, der auch einen Tempel des nemeischen Zeus in sich schloß, fand das Fest statt. Die Geschichte desselben bis in die Sagenzcit zurückzuverfolgen, ist von geringem Interesse. Die Wettkämpfe entwickelten sich hier ebenfalls aus einer rein religiösen Fest­seier; aber erst spät, um 300 v. Chr. gelangten die Nemeen als Nationalfest zu allgemeiner Anerkennung. Sie kehrten, wie die Jsthmien, alle zwei Jahre wieder und wurden abwechselnd im Frühjahr und Herbst oder Winter ab-