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aggressiver Tendenzen gegen die katholische Kirche, während zu heißblütige Protestanten ihn zu vorsichtig und ängstlich finden wollten. Die Zionswächter- schaft des bornirten Stockluthcrthums (das beiläufig auch am Ort der Entstehung des Vereins in bekannter widerlicher Weise die längst erstvrbenen und begrabenen cvnfessionellen Unterschiede in der evangelischen Weit auszuscharren und wieder zu beleben bemüht ist) verdrehte die Augen, und rief Anathema, daß die Stiftung Beiträge aller Protestanten, gleichviel ob lutherisch, reformirt oder unirt, annehmen, von allen verwaltet werden, allen gleichmäßig zu Gute kommen sollte. Nicht selten kann man noch jetzt Aeußerungen hören, die dem aus berühmtem Munde erflossenen Blödsinn verwandt sind, daß das Geld Reformirter lutherischen, das Geld Lutherischer refvrmirten Gemeinden nur zum Unsegen gereichen könne.
Andere Heilige dieser Gattung meinen sich von dem Vereine fernhalten zu müssen, weil er „in die Gefahr bringe, die eigne Gerechtigkeit zu nähren", was nur denen verständlich sein wird, die in die Phraseologie der Herren vom weißen Halstuch eingeweiht sind und wissen, welche Verschrobenheit und was für eine kleine Seele sich hinter ihr birgt. Endlich ist selbst die Ansicht zu bekämpfen gewesen, daß es besser sei, die in der Zerstreuung lebenden Evangelischen nicht zu unterstützen und sie ruhig in die herrschende Kirche aufgehen zu lassen.
Das protestantische Volk im Großen und Ganzen hat sich durch solche Spitzfindigkeiten, Beschränktheiten und Verkehrtheiten des modernen Pfaffenthums nicht beirren lassen. Der Verein ebenso wenig. Unbekümmert um alle Anfeindungen, höchstens schmerzlich berührt von besonders starker und lauter Verblendung, ist er rüstig auf der durch das ursprüngliche Programm vorgezeichneten Bahn fortgeschritten und. wie die letzten Berichte darthun, von Jahr zu Jahr besser gediehen. Während er anfangs nur im Königreich Sachsen und in Schweden wirksamen Anklang bei Volk und Regierung fand, hat er jetzt beinahe in sämmtlichen zum deutschen Bunde gehörenden Ländern seine Zweigvereine, zählt er mehre deutsche Fürsten zu Gönnern, ist ihm seit dem Umschwung des Jahres 1860 sogar Oestreich bis auf Weiteres geöffnet, wirkt er gegenwärtig >n ungefähr tausend Zweigvereine gegliedert bis in die Gebiete an der untern Donau, bis nach Syrien und Algerien, bis in die transatlantische Welt hinein. Während er früher nur über sehr mäßige Mittel verfügte, sein Budget noch vor einem Decennium weniger als fünfzigtausend Thaler umfaßte, unterstützte er in den beiden letzten Verwaltungsjahren die nothleidenden Gemeinden der protestantischen Diaspora mit mehr als dreimalhunderttau- send Thalern. Viele Hunderte von alten Gemeinden dieser Art, die aus Mangel an äußern Mitteln am Absterben waren, segnen ihn als Wohlthäter und Retter, andere neu entstandene als kräftigen Förderer ihres Gedeihens. Tausende von Kindern evangelischer Eltern wurden durch ihn der katholischen Schule, in