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Bilder aus der Russischen Gesellschaft. 3. : Das politische Lustspiel. - Opernmusik.
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Wie pfiffig er's andreht/' denkt der Gouverneur, ist aber entschlossen, sich nicht fangen zu lassen.Wenn Sie Geld brauchen", bemerkt er,so ist es meine Pflicht, Reisenden Gefälligkeiten zu erweisen. Erlauben Sie mir, Ihnen zweihundert Rubel vorzustrecken."

Mit Vergnügen", erwidert Khlestakoff.

Der Gouverneur gibt ihm ein Packet Banknoten, und als der junge Rei­sende eingewilligt hat, sie ohne sie gezählt zu haben, in die Tasche zu stecken, sagt jener vergnügt für sich:das habe ich wunderschön gemacht. Ich sehe, daß wir uns verständigen werden. Statt zweihundert Rubel habe ich ihm vierhundert gegeben."

Schließlich zieht Khlestakoff in das Haus des Gouverneurs, wo er von jedem Beamten der Stadt sctirt und nicht blos setirt, sondern mit Geschenken überhäuft wird, mit denen man die Nachsicht des vermeintlichen Revisors er­kaufen will. Er verlobt sich sogar mit der Tochter des Gouverneurs, worüber dieser vor Freuden fast den Verstand verliert und Visionen bekommt, in welchen er General ist.

Nachdem alle Beamten demHerrn Revisor", ihren Tribut dargebracht, er­langen die Kaufleute der Stadt eine Audienz. Sie bringen Hüte Zucker und Flaschen mit Branntwein, um sich damit die GunstSeiner durchlauchtigsten Hoheit des Herrn Finanzministers", wie sie ihn tituliren, zu erkaufen. Der eine klagt, daß der Gouverneur ihm nicht blos Kleider für sich und seine ganze Familie abnöthigt, sondern auch noch ganze Stücke Tuch von fünfundzwanzig Ellen und mehr mit in den Kauf nimmt. Ein anderer bezeugt seine Betrüb­niß darüber, daß er, wenn er nicht Geschenke gibt, mit Einquartierung von- einem ganzen Regiment bedroht wird.Ich kann dich nicht prügeln", sagt ihm der Gouverneur,weil das Gesetz dies nicht erlaubt, aber ich werde dich in meiner Weise schon darankriegen." Es ist nicht das mindeste Pathetische in dem Kummer dieser Opfer des Beamtenthums. Sie find durch die ewige Plackerei und durch das Beispiel ihrer Vorgesetzten so heruntergebracht, daß sie zu dieser Klage über die Ortsbeamten vor dem Beamten aus der Hauptstadt erscheinend sich mit der Stirn auf den Boden werfen und ihn mit Geschenken zu bestechen suchen, damit er ihren Quäler bestrafe.

Dann kommt ein armes Weib herein, deren Mann unter die Soldaten gesteckt worden ist.Es war gegen die Gesetze; denn sie dürfen keine ver- heiratheten Leute nehmen", klagt sie,und außerdem war der Sohn des Schneiders an der Reihe, aber seine Mutter gab ihnen ein Stück Geld. Dann war noch Einer daran, aber seine Mutter brachte der Frau des Gouverneurs drei Ballen Leinwand, und so fielen sie denn zuletzt auf meinen armen Mann."

Hier kann Khlestakoff nichts thun. Er kann Geschenke nehmen, aber kein Unrecht wieder gut machen. Dann stellen sich andere Kläger und Bittsteller

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