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setze, welche dem Politisiren die gesunde Grundlage praktischer Erfahrung, welche für die Wahlen jene Vertrautheit mit der praktischen Tüchtigkeit der Kreisein- gessenen geben, die wir noch immer an England bewundern." — „Es kann den Wahlmännern unmöglich entgehen, daß die Opposition genau in dem Verhältniß an wahrer Stärke verliert, als sie an einseitiger „Entschiedenheit" zunimmt." — „Nur in dem Maße wird das Abgeordnetenhaus in seinem berechtigten Willen unüberwindlich sein, in welchem alle liberalen Parteien und alle politische Erfahrung des Landes in ihm vollen Ausdruck finden. Ueber die Entschiedenheit des Meinungsausdrucks der preußischen Bevölkerung haben die preußischen UrWähler entschieden, die Stärke derselben liegt jetzt in der Hand der Wahlmänner."
Indem wir uns der Mahnung, die hierin liegt, anschließen, kommen wir damit für die Wahlmänner zu spät. Schon ist ein Theil der Abgeordnetenwahlen bekannt, und wir müssen gestehen, daß die Taktik der Fortschrittspartei im ersten Berliner Wahlbezirk, daß namentlich die Vereitelung der Wiederwahl Kühnes, uns leinen hohen Begriff von der politischen Klugheit der Leiter dieser Partei gegeben hat. Jene Mahnung gilt aber auch den Abgeordneten. Auch sie haben zu wählen und dabei Selbstverleugnung zu üben. Auch sie haben die Pflicht, sich mehr an das, was aus Grund von Erfahrungen vorgeschlagen wird, als an das zu halten, was die Hoffnung der Ge- sühlspolitik als erreichbar hinstellt. Auch an sie ergeht die Forderung, start zu sein durch Maßhalten in ihren Ansprüchen der andern Fraction der Oppositionspartei gegenüber und durch Hinwirken auf Eintracht in allem Wesentlichen den endlichen Sieg vorzubereiten. Unsere Schrift erinnerte die zum Wahlkampf sich rüstenden Parteien an das schöne Wort des Dichters-
Freunde! Betreibet nur Alles mit Ernst und Liebe. Die Beiden Stehen dem Deutschen so schön, den, ach! so Vieles entstellt.
Wir rufen dieselbe Mahnung den Erwählten beider Parteien, unsern Freunden auf der rechten wie auf der linken Seite der Gesammtpartei zu. Nur wenn mit Ernst und Liebe darnach gestrebt wird, das, was den Deutschen vor Allem entstellt, den Particulansmus, der sich mit seinem Sonderprogramm vor der Unterordnung unter höhere allgemeine Gesichtspunkte sträubt, möglichst jzu überwinden oder zu beschränken, ist Hoffnung vorhanden, daß die jetzt vollzogrien Wahlen das Resultat haben, welches wir außer Preußen von ihnen erwarten.
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