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Statthalter machte, um sich die Herren zu reicherem Tribute zu verpflichten, einen zweiten schrecklichen Krieg, der erst nach fünfjährigem Kampfe im Blut erstickt werden tonnte. Endlich brachen auch im Jahre 72 v. Ch. die italischen Sklaven ihre Ketten, nachdem 64 Fechtersklaven, aus einer Kaserne in Capua entwischt, die Fahne der Empörung ausgepflanzt hatten. Der kühne Thraker Spartacus stellte sich an ihre Spitze, schlug alle Heere der Römer, die sich ihm entgegenstellten, und faßte endlich, wie es scheint, die kühne Hoffnung, durch Eroberung und Zerstörung der Hauptstadt Rache zu nehmen an den Eroberern des Erdbodens. Die stolze Noma zitterte, als -er vom Wege nach Gallien, wo er sich Anfangs niederlassen wollte, umkehrend mit 120,000 Sklaven ihre Mauern bedrohte, als Brand, Mord und Verwüstung die ganze Halbinsel verödete. Nur Mangel an Eintracht und Zucht führte die endliche Besiegung und Vernichtung der Aufrührer herbei. Spartacus selbst und seine besten Leute starben in der mörderischen Schlacht am Silarus den Tod freier Männer und ehrlicher Soldaten; die unglücklichen Gefangenen aber wurden unter ausgesuchten Martern getödtct und allein 6000 auf der appischen Straße zwischen Rom und Capua gekreuzigt. — Zuweilen kam es aber auch vor, daß das Sklavengesinde des Hauses gewaltsam seiner Erbitterung gegen ungerechte Herren Lust machte, und dann hatten diese das Aeußerste zu fürchten. Ein schreckliches Beispiel solcher Rache erzählt der jüngere Plinius aus seiner Zeit. Largius Mazedo, ein stolzer und gestrenger Herr (obwohl sein Vater selbst Sklave gewesen war), befand sich eben auf seiner Villa im Bade, als die Sklaven über ihn herfielen und ihm durch Würgen, Stoßen und Schlagen die Besinnung raubten. Dann warfen sie ihn auf den heißen Estrich der Dampfbadstube, um zu versuchen, ob er wirklich todt wäre. Aber der Gemißhandelte erholte sich wieder und lebte noch so lange, um wenigstens, wie Plinius sagt, „den Trost der Rache" zu genießen. Das volle Maaß dieser Rache war schon von alter Zeit her vom Gesetze bestimmt und bestand in der barbarischen Maßregel, daß alle Sklaven, welche sich zur Zeit des Mordes mit dem Herrn unter einem Dache befunden hatten, ohne Ausnahme getödtet wurden. Man nahm eben an, daß es Pflicht der anwesenden Sklaven gewesen sei, den Mord zu verhindern, und wollte zugleich alle Sklaven durch die Furcht vor dem eigenen Schicksale veranlassen, Alles aufzubieten, um eine solche That zu verhindern. So blieb denn die Ansicht Ulpians, daß kein Haus anders sicher sein könne, als wenn die Sklaven mit ihrem Kopfe für die Sicherheit des Herrn bürgten, bis in die spätesten Zeiten in Geltung. Auch Plinius fügt ängstlich seiner grausigen Erzählung zum Schlüsse die Worte bei: „Du siehst, wie vielen Gefahren, Mißhandlungen, Verhöhnungen Wir ausgesetzt sind. Und es kann sich Niemand desbalb für sicher dünken, weil er Milde und Nachsicht übt. Denn die Herren fallen nicht einem Urtheilsspruche, sondern dem Verbrechen zum Opfer." Augustus erneuerte die frühern
Grenzboten II. 1362. > 9