Beitrag 
Die Leibeigenen und Sklaven der Griechen und Römer. 2.
Seite
64
Einzelbild herunterladen
 

«4

Es wäre widerlich die verschiedenen Arten der Peitschen und anderer Marter­werkzeuge zu zergliedern, die außer den bereits berührten in Anwendung kamen Da nach römischem Gesetze Jedermann einem fremden Sklaven ungestraft Faust- schläge geben konnte, so nimmt es nicht Wunder, wenn in den Lustspielen die Sklaven über gewöhnliche Schläge ihren Scherz treiben und dieselben als etwas Alltägliches eben nicht sehr zu fürchten scheinen. Der Herr schärft darum oft die Prügelstrafe, indem er den Sklaven an den Händen aufhängen und die Füße mit Gewichten beschweren läßt. Die Brandmarkung war für Diebe und Flücht­linge gewöhnlich und auch in Nvm suchte man später die Stelle durch Schön- pflästerchen zu verbergen. Ja es gab zu Martrals Zeit zwei Aerzte, welche die Brandmäler zu vertilgen verstanden. Um das Entlaufen zu verhindern, trugen auch viele Sklaven Halsbänder mit Inschriften, wie z. B.Halte mich fest, weil ich fliehe und bringe mich zurück zu N. N." Durch Maucranschläge, durch be­sondere Sklavenhäscher, die aus der Aufspürung und Ergreifung der Flüchtlinge ein eigenes Gewerbe machten, und durch das strengste Verbot der Stlavcnhehle- rei wurde der Herr unterstützt. Noch sei 'hier als eines eigenthümlichen Züch- tigungsmittcls der ture-; gedacht, eines gabelförmigen Holzblockes, aus zwei Schenkeln bestehend, welche den Verbrechern auf die Schultern gelegt und an welchen die Arme festgebunden wurden. In der älteren Zeit war dies mehr eine beschämende Strafe; später fügte man aber noch Schläge hinzu.

Bei so harter Behandlung bildeten die wenigen Tage der im December gefeierten Saturnalien den einzigen Zeitpunkt im Jahre, wo die Sklaven sich als Menschen fühlen konnten. Alle ihre Arbeiten ruhten dann; sie trugen die Toga und den Hut, das Symbol der Freiheit. Sie saßen mit ihren Herren, wie in alter besserer Zeit zu Tische und ließen sich von ihnen bedienen: es herrschte, wie ein griechischer Schriftsteller sich bezeichnend genug ausdrückt, ein Waffenstillstand im ewigen Kriege zwischen Gebieter und Sklaven! Auch die Redefreiheit, die ihnen dann zustand, wurde gegen harte Herren oft redlich be­nutzt. Sonst hatte es freilich bei dieser geringfügigen Sache nicht immer sein Bewenden. Ein Blick auf die römische Geschichte zeigt, daß es zuweilen nur eines geringen Anstoßes und eines energischen Charakters bedürfte, um Tausende der Unglücklichen zum Verzweiflungskampfe gegen ihre Unterdrücker aufzustacheln. Zweimal wurde das blühende Sicilien durch Sklavenaufstände heimgesucht, die durch ihre Furchtbarkeit an die Negerempörung auf Dvmingo (1791) erinnern. Der syrische Sklave Eunus, der zuerst die Kerker der Ackersklaven sprengte und durch Gaukelei und Wahrsagern seinen abergläubischen Genossen so imponirte, daß sie ihn zum König wählten, unterlag erst nach dreijährigem Widerstand und vielen Siegen im Jahre 131 v. Ch. den römischen Legionen. 20000 Kreuzi­gungen sollten damals Schrecken und Gehorsam verbreiten. Aber kaum 30 Jahre später erregten die Vorspiegelungen, welche den Sklaven ein geldsüchtigcr