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Die auswärtige Politik Frankreich während der Julimonarchie. 2.
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um die gegen Nußland gerichtete Seite der Frage handelte. Svult befand sich in der vollständigsten Selbsttäuschung, wenn er glaubte, Lord Palmerston dadurch, daß er ihn in seine geräuschvollen Vorbereitungen zu einem russischen Kriege hin­einzog, auch für die französische Auffassung der türkisch-ägyptischen Angelegenheit zu engagiren: der englische Minister verlor nicht einen Augenblick die doppelte Seite der Frage aus'dem Auge. Wenn Louis Blanc der'Rcgierung den Lor­wurf macht, sie habe thörichter Weise die beiden Veiten der Frage vermischt, statt sie streng auseinander zu halten, so trifft er allerdings die schwache Seite der französischen Politik. Er vergißt dabei nur, daß Frankreich gar nicht in der Lage war, aus der einen Frage zwei Fragen zu machen und jede derselben besonders zu verfolgen, weil England eine getrennte Behandlung der Fragen im Sinne Louis Blancs eben so wenig geduldet haben würde, wie es 'die gemeinsame Behandlung derselben in dem Sinne des französischen Cabinetes geduldet hat. LouiS Blanc verfällt, wenn auch auf anderem Wege, in denselben Fehler, in den die Regierung verfiel, und den Mctlcnuch sehr gut in den Worten charakterisirt: I^g, ?rs.vev, en MMut g. ä'uutrus, vst twz> souveut äisxosüo » SS erojre Ltzule; «zuauä ou v^soejv Oll ost plusivui's; dessen ungeachtet enthält die Kritik Louis Blaues manches Wahre.

Daß Voult nicht vom ersten Tage des Conflictes an das unvermeidliche Zusammenstoßen mit England vorausgesehn hat. läßt sich schwer begreifen. Die Verwickelungen von 1833 mußte» auch den sanguinischsten Politiker über die wahre Stellung der andern Cabinetc aufklären; die verdächtigen Machinationen Pvnsvnby's waren ebenfalls nicht geeignet, die Pvraussetzung zu rechtfertigen, daß Palmerston über dem Bestreben, eine einseitige russische Intervention fern zu halten, sich der wohlbekannten französischen Auffassung im Interesse der An­sprüche des Vicetönigs anschließen werde. Schon am U5. Juni hatte Palmer­ston Bvurqucney gegenüber die Erblichkeit Aegyplens in Mohamct Ali's Faimlie und die Räumung 'Syriens von Seiten der'Aegyvter für geeignete Basen zu einem Abkommen zwischen den beide» Rivalen erklärt, und dadurch Soult genöthigt, auch mit seinen Ansichten klar hervorzutreten. Die inzwischen im Oriente ein­getretenen wichtigen Begebenheiten trugen nur dazu bei, das französische Eabinet in seinen dem Pascha günstigen Dispositionen zu bestärken. Am 21. Juni hatte Ibrahim die Truppen des Sultans bei Nisib besiegt; am 3V. Juni war Sultan Mahmud durch den Tod dem Schauplajzc seiner kolossalen Entwürfe und seinen wilden, seine wie des Reiches Kräfte verzehrenden Leidenschaften entrissen wor­den. Durch diese dem Pascha so günstigen Ereignisse ermuthigt, läßt Svult dem Lord Palmerston erklären, es wäre Affectalivn^ wenn man sich den Anschein gebe, zu glauben, daß nach dem Erfolge, welchen der thörichte Angriff der Pforte Mohamet Ali bereitet habe, er weiter Nichts zu erwarten habe, als was er schon vorher mit Recht hätte fordern können. DieS hieße die Herrschaft der Thatsachen und die Nothwendigkeit der Situation verkennen. Wenn der Bice- könig von der Billigkeit der Mächte Nichts zu hoffen hätte, so würde er sich gegen ihre Rathschläge empören; was zu schrecklichen Consequcnzen führen müsset)

Aber Lord Palmerston war wegen dieser Consequcnzen unbesorgt, da er voraussah, daß sie, selbst für den Fall hartnäckigen bewaffneten Widerstandes Von Seiten Mohamct Ali's, nicht eintreten würden.' Es stellte sich nämlich mehr

") Bemerkenswerth ist die Scheu der französische» Negierung, ihr« Wünsche bestimmt z,i formulircn. Ihre Andeutungen ließen eben so auf Begehrlichkeit, wie auf Schwäche und Un­sicherheit des Willens schließen, und erregten überall Verdacht., ohne Achtung oder Furcht ein­zuflößen.