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Massua und das Bogosland.
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Nachbarvölkern Sitte. Vielweiberei ist ziemkcb selten und ein Luxus der Vornehmen und Reichen. Im ganzen Land der Bogos befinden sich säum 50 Personen in doppelter Ehe und kaum 5 mit mehr als zwei Frauen. Das materielle Interesse, sich große Verwandtschaft zu erwerben, ist eine Hauptursachc der Po­lygamie, und überdies fügt oft. wie bemerkt, der Tod eines Bruders dessen Wittwe der ersten Frau hinzu. Der Vvllsmund hält jedenfalls die Vielweiberei für ein Unglück; denn einer der stärksten Flüche der Vogos ist:Bal temr gaba!" d. i. halte zwei Frauen.

Das Gesetz und Herkommen stellt die Frau sehr niedrig. Ob lcdig oder verheirathet, ist sie rechtsunfähig,'was durch den ungalanten Satz ausgedrückt wird:Ogheina woga gen," das Weib ist eine Hyäne. Sie kann nicht erben, noch bürgen, noch Zeugniß ablegen, noch zum Eid augehallen werden. Sie hat keine Rcchtsverantwvrtlichkeit. Eine Frau, des Mordes angeklagt, kann niemals da­für vor Gericht gezogen werden. Der Mann kann sich von ihr scheiden, sobald er will. Dagegen gilt es für unrecht, seine Frau mir Arbeit anzustrengen, da es ein Hauptvorurtheil dieses Volkes ist, der wahre Zustand der Frau sei der Müßiggang und nur die Noth verpflichte anch sie zur Arbeit. So holen nur die Frauen ganz dürftiger Leute Holz und Wasser, bereiten sich ihre Nahrung u. s. w.; wer irgend kann, läßt alles dies durch eine Magd besorge», und Frauen Von Stand beschäftigen sich außer dem Flechten von Matten und Körb- chen nur mit ihrer Toilette. Die Damenwelt hält auch unter diesen Halb­wilden viel auf Putz und Schmuck. Massive Silberringe um die Arm- und Fußknöchel, goldne Ringe im rechten Nasenflügel oder in den Ohrläppchen, silberne Kettchen in den Haarflechten, Glasperlen als Halsbänder bilden die Hauptwünsche einer Bogosdame. Ein kleiner Nürnberger Spiegel darf nicht fehlen. Lange Nägel sind von gutem Ton. Als Schminkc dient frische But­ter, Fett oder Oel vermischt mit Spczcreic».

Das Haus bei den Bogos hat die Gestalt eines umgestürzte» Kessels, ist aus dünnen Stangen zusammengeflochten und von unten auf mit Stroh bedeckt, so daß das Ganze ein Dach bildet, ohne Fenster und nur mit einer Thür. Die häusigen Zerstörungen der Dörfer durch kriegerische Nachbarn haben den Leuten die Neigung benommen, wie früher in Stein zu bauen. Das Haus wird durch einen durchsichtigen Mattenvvrhang in zwei Hälften geschieden, von welchen die der Thür zunächst gelegne für die Besucher ist. In der andern steht ein Mattenzelt, das sogenannteBeitbcitora", Haus im Haus, das über dem großen Ehebett ausgespannt ist. Als Matratze dient eine Matte, die von dünnen zusammengercihten Palmcnstäbchen gemacht ist, als Decke eine große rothgegerbte Kuhhaut. Nicht fern vom Bett ist der Feuerherd, drei im Dreieck gestellte Steine, und ein Gerüst, welches die Kleider, Gefäße und Gcräthe der Familie trägt. Das Bett ist der gewöhnliche Aufenthalt der Hausfrau, die,