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Die Leibeigenen und Sklaven der Griechen und Römer. 1.
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Blvck gelegt zu werden, und von noch schlimmerer Art war ein Holz, das fünf Löcher für Hals, Hände und Füße hatte. Den Dieben und Läuflingen wurde ein Zeichen auf die Stirn gebrannt, was natürlich die Inhaber später auf jede Weise zu verbergen trachteten. Daher heißt es bei Diophilus von einem be- trüglichen Fischhändler-Er ließ sein Haar wachsen, als wäre es einer Gott­heit geweiht; dies war aber nicht der wahre Grund, sondern als Gebrannt- markter trug er dasselbe als Vorhang der Stirn." Wenn ferner auch bei Miß­handlungen, die sie von Fremden erfuhren, der Herr das Recht der Klage hatte, so war es für sie doch schmachvoll, daß ihnen alle Gegenwehr und Selbsthilfe verboten war. Platon sagt im Gorgias:Es kommt dem Manne nicht zu, Beleidigungen zu erdulden, sondern nur dem Sklaven, für welchen der Tod Wünschenswerther ist, als das Leben, weil er weder sich gegen Mißhandlungen und Beleidigungen wehren kann, noch irgend einen Anderen dagegen schützen." Noch weiter und am schimpflichsten wird ihre Rechtsunfähigkcit bezeugt durch die Ungiltigkeit aller ihrer Aussagen vor Gericht, die nicht durch die Folter er­zwungen waren. Ja man legte diesen durch körperliche Qualen erpreßten Sklavenaussagen eine größere processualische Beweiskraft bei, als den Zeug­nissen und Eiden freier Leute. Geradezu spricht dies der Redner Jsäus in den Worten aus:Wenn Sklaven und Freie vor Gericht stehen und es soll etwas bei der Untersuchung herauskommen, so bedient Ihr euch nicht der Zeugnisse der Freien, sondern foltert die Sklaven und sucht so den wirklichen Thatbestand zu ergründen." Behauptet doch sogar Demosthenes irgendwo, daß gefolterte Sklaven noch niemals einer unwahren Aussage überführt worden wären! Daß für die Freien etwas sehr Herabwürdigendes in dieser Ansicht lag, scheint man sonach gar nicht gefühlt zu haben. Die Verschiedenheit der Behandlung wirkte natürlich auf die Sinnesart der Sklaven zurück, und daß erstere sehr verschie­den war. sieht man z. B. aus Platvns Beschreibung:Einige schenken dem Sklavengeschlechte gar kein Vertrauen und bemühen sich, die Seelen der Leib­eignen durch Peitschen und Knuten der Natur der Thiere gemäß zu sklavischen umzubilden. Andere thun von diesem Allen das Gegentheil." Die Folgen der Behandlung schildert auch Xenophon, wenn er schreibt: Wenn ich dir nun zeige, daß hier die Sklaven alle gefesselt sind und dennoch häufig entlaufen, dort aber alle ledig und freiwillig arbeiten und bleiben: scheint dir dies nicht hinsichtlich der Verwaltung des Hauswesens beachtungswerth zu sein? Aber wenn wir auch annehmen müssen, daß Onkel Thoms Hütte bereits unter dem sonnigen Him­mel von Hellas gestanden hat, so gilt doch das von Seneca erwähnte Sprich­wort:Soviel Sklaven, soviel Feinde", weniger von den Griechen, und selbst Aristoteles mußte eingestehen, daß sich die Natur oft vergreife und den Skla­ven die edlere Natur der Freien schenke.

Freilassungen kamen in Griechenland nicht selten vor, am häusigsten durch