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Erinnerungen eines Veteranen aus den Feldzügen von 1806 und 1807 : 1. Die Schlacht bei Jena und die große Retirade.
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sagte:Nachher reiten Sie weg. wenn es los geht, und ich verliere mein' Gewehr." Er versicherte, es nur wieder geben zu wollen, stieg ab, ließ mich reiten und ging zu Fuß und trug mein Gewehr. Nachdem ich mich ausgeruht, gab ich ihm das Pferd zurück, er bestieg es, bestand aber darauf, mein Gewehr noch weiter zu tragen. Auf das Zureden eines unserer Ossiziere, die, da sie ihre Pferde beim Beginn des Gefechts zurückgeschickt hatten, ebenfalls zu Fuß gehen mußten, ließ ich dem Lieutenant die Muskete. Ich habe aber weder ihn noch mein Gewehr je wieder gesehn.

Der Rückzug wurde nach Stadt Jlm fortgesetzt, welches wir gegen 2 Uhr des Morgens erreichten. Das für mich Merkwürdige war. daß meine Klei, der ganz trocken geworden waren. Wir bivouakirten in den Stadtgräben von Jlm. blieben diesen Tag und den folgenden dort liegen und ruhten ordentlich aus. Wir hörten von dem unglücklichen Gefecht von Saalfeld und dem Tode des Prinzen Louis Ferdinand, der die Avantgarde befehligt hatte, und diese Nachrichten hoben unsern Muth keinesweges. Am 13. October des Morgens brach das Bataillon wieder auf. Als wir den Marsch angetreten hatten, sah ich den Chef unserer Füsillerbngade, den General Pelet. wieder an unse­rer Spitze, der sich seit dem 10. nicht Halle blicken lassen, wo die letzten Worte, welche ick von ihm gehört halte, die gewesen waren,was zu halten war, haben wir gehalten." Ich marschiru als Flügelunterofsizier ebenfalls an der Tete und konnte Alles hören, was er zu unserem würdigen Cotnmandeur. dem alten Obersten Schuler von Senden sagte. Wir hatten die Bestimmung er« halten nach Jserstädt und Bierzehn heiligen uns zu dirigiren. um da aufgestellt zu werden. Merkwürdig ist mir die immerwährende Wiederholung dieser bei­den Namen geblieben. Wir hatten keine hundert Schritte zurückgelegt, als der General sagte:Jserstädt und VierzehnheUigcn". nach ein paar Minuten wieder:Jserstädt und Bierzehnheiligcn," und so ging es fast zwei Stunden fort, bis wir angekommen waren. Ich fand das so komisch, daß ich es nie vergessen habe.

Wir standen auf dem äußersten Vorposten dem Feinde gegenüber, den ich hier zum ersten Male sah. Der ganze Tag ging mit Herumschießen auf die einzelnen Posten der Franzosen hin, indem einige Offiziere, die Jäger und gute Schützen waren, sich bemühten, die etwa 5600 Schritt uns gegenüber­stehenden einzelnen Posten zu treffen. Des Abends verließen wir unsere Stellung, und die Compagnie besetzte ein Gebüsch, in welchem wir bivoua- klltcn.

Beim Anbruch des vcrhängnißvollen 14. Octobers standen mehrere Offi­ziere. unter denen mein Capitän und auch ich mich befand, am Wachfeuer, um sich zu wärmen. Die Ossiziere unterhielten sich von den Begebenheiten des vergangenen Tages und stellten die Frage: ob es heute etwas Ernstliches

Grenzbolen I. 1862. 4