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heit der Erscheinung an. — Eine ziemliche Anzahl von Malern hält sich an das niedere Volkstreiben mehr südlicher Gegenden, nicht um das gediegene Leben voller, ganzer Naturen zu schildern, sondern um in der malerischen Umgebung die durch die Noth der Wirklichkeit charakterisiere, aber auch gebrochene Form und Bewegung aufzuzeigen (Hsdouin und Achille Lo, spanische und böhmische Scenen, Clöre, Guiaud; Loubon sucht geradezu das Häßliche, Patrois in russischen Motive» mehr das Malerische). — Es fehlt im Ganzen auch hier an der liebevollen und naiven Behandlung.
Bon der Berirrung der neuesten Kunst, inhaltlose genrehafte Stoffe in anspruchsvoller Lebensgröße darzustellen, ist schon früher die Rede gewesen Hier ist natürlich keine Spur von der genialen Auffassung der Spanier, emes Belasquez und Murillo, in der die Bettler und Menschen aus dem Volke in der königlichen Grandezza eines um die Dinge dieser Welt unbekümmerten Daseins als unendlich berechtigt erscheinen. Es kommt den Malern meistens nur auf eine möglichst wahre, frappante, dem Beschauer entgegentretende Darstellung der puren Prosa des Lebens an (Grosclaude, Duveau, Verlat, Luminais, große Thiermärkte u. dgl.; komische Absicht in Lambron's Begegnung Maskirter mit einem Todteuwagenführer); im besten Falle suchen sie eine gewisse Falbenwirkung und Lebendigkeit der Bewegung. Wir nähern uns immer mehr dem grundsätzlichen Realismus, der sich die Aufgabe stellt, die gemeine Wirklichkeit so nnturtreu, wie nur möglich, grell und körperhaft in den Rahmen zu stellen.
Auch darauf ist — im fünften Artikel — schon hingewiesen, daß bei allen naturalistischen Bestrebungen das Bedürfniß nach malerischen und durch die Stimmung des Locals poetischen Motiven nur um so stärker sich hervorgekehrt und in der Ferne, in der Welt des Morgenlandes neue Nahrung gesucht hat. Horace Vernet und Decamps haben, wie wir gesehen, diese Richtung angebahnt. Auch auf diesem Gebiete geht jetzt der Maler in den meisten Fällen auf volle Naturwahrheit aus; die zufällige Härte und Unschönheit der wirklichen Form in dem Duft und Schimmer der südlichen Luft, in dem verkochten Einklang glühender Lvcalfarben soll den Bildern den täuschenden Schein des Lebens geben. Die meisten Darstellungen verbinden das Genre mit der Landschaft: wir haben in dem angeführten Aufsatze gezeigt, daß diese Vermischung beider Gattungen für das europäische Auge aus dem Wesen des Orients folgt. Berchöre, Tour nemine, Belly, Bellel haben sich besonders hervorgethan (arabisches Städte- und Landleben. Karavanen. Jagden u. s. f.). Einzelne haben die eigenthümlichen Sitten des Orients zu schildern gesucht (Charles Fröre. Oehodenig, Monlignon, Tissier). Einen besondern Reiz haben die Sachen von Eugene Fromentin: er versteht es ebensowol das dumpse, brütende und doch wieder in der Thätigkeit