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Der Zmiberer von Rom.
Die neun Bände sind nun abgeschlossen, und die Leser der Grenzboten würden unzufrieden sein, wenn über den Gesammtcindruck des Romans hier nicht ein Bericht abgestattet würde. Man erwarte aber nicht eine Erzählung des Inhalts; sie wäre geradezu unmöglich. Die unendlich vielen Figuren, die- trotz der Verschiedenheit ihres Costüms einander zum Theil bis zum Verwechseln ähnlich sehen, die unzähligen Begebenheiten, von denen eine die andere drängt und verwirrt, die ohne Zusammenhang in einander verlaufen, deren Fäden der Verfasser alle Augenblicke fallen läßt ohne sie wieder aufzu, nehmen, diese beständigen unmotivirten und resultatlosen Wandlungen der Charaktere. Ueberzeugungen und Situationen, das Alles hinterläßt in der Phantasie und dem Gedächtniß ein so wüstes und chaotisches Bild, daß es dem geübtesten Kriminalisten, der an die verwickeltsten Nechtsfälle gewöhnt ist. unmöglich fallen würde, darüber zu berichten.
Desto bestimmter ist der Eindruck, den das Ganze macht. Ueber die widerlichen Dinge, welche der erste Band enthält, ist bereits das Nöthige ge> sagt worden. Es fehlt auch in den folgenden Bänden nickt daran, doch treten sie bei weitem zurück, und man empfängt eher den Eindruck eintöniger, gleichgültiger, zweckloser Erfindungen, als daß man mit einer gewissen Neugier auf eine Ueberbietung der Häßlichkeit durch die andere die Aufmerksamkeit spannte. Mit einem Wort, wenn der erste Band uns durch seinen Inhalt abstößt, aber doch ein gewisses Interesse erweckt, so sind die folgenden überwiegend langweilig.
Dennoch möchte ich. wenn ich den „Zauberer von Rom" mit den „Rittern vom Geist" vergleiche, im Ganzen dem erstem den Vorzug geben. Als Kunstwerk betrachtet, ist er werthlos. aber es sind Studien darin, die zu einem interessanten Gemälde hätten verwerthet werden können, wenn der Verfasser diese Details zu beherrschen und sie einem künstlerischen Plan unterzuordnen verstanden hätte.
Das Vorbild, welches Guhkow bewußt oder unbewußt bei beiden Romanen vorgeleuchtet hat, ist Eugen Tue: die „Mysterien von Paris", der „Ewige Grenzboten IV. 1861. 31