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Besonnenheit. Freilich ist auch in diesem culturgeschichtlichen Bilde Frankreich ausschließlich berücksichtigt, doch wird dadurch auch die Zeichnung um so fester, die Farbengebung um so lebhafter und frappanter. Wenn der Verfasser von dem Ausdruck clrek 6'oeuvre für Racine's zc. Stücke nicht loskommt, obgleich er die Schwäche des classischen französischen Theaters vollkommen erkennt, so ist auch dies ein leicht zu übersehendes französisches Vorurtheil, welches selbst seine Widerlegung überdauert, oder vielleicht auch nur eine halbunwillkürliche Concession an die französische Empfänglichkeit. Das Urtheil über Voltaire und seine Schule ist verurtheilend. aber wer sich mit diesem Theile der Literaturgeschichte bekannt gemacht hat, wird hinzufügen: vollkommen gerecht. In politischen Dingen zeigt sich der maaßvolle Conservativismus eines Mannes, der die reine Demokratie und das allgemeine Stimmrecht mit Energie bekämpft, ohne irgendwie die Mißbräuche des aueien reAmö zu verkennen. Hier ließe sich eine Auswahl von Stellen mittheilen, die mit Princip und Richtung der „Grenzboten" eine auffallende Uebereinstimmung bekunden. Ich begnüge mich, eine andere Lehre mitzutheilen, die auch die „Grenz- boten" oft genug gepredigt haben: der Schriftsteller soll arbeiten, nicht übereilt hinsudeln. I^e taleut est eomwö 1a rieliöSLö. Xous ne xonvons xas ötrs tous r-ieoes; mg,is tous riekss st pauvres nous pcmvvns et rrous äevorrs eti-s twrmetes Zens. I>a xrodit6 en auteur e'est. Is Lvm yu'ü met a sks vtzuvrss, xrodit^ äont Is wlent et 1a Zloire mz üoivent xas plus lö clis- pöllser que tons les trösors 6e lg. terre 1o äispörrseraient äs 1'autrö.
^ulieu cm 1a üu ck'un siöele ist wieder Roman, aber voll des reichsten culturgeschichtlichen Stoffs. Wie das eben besprochene Buch vorzugsweise Voltaire und seinen Einfluß aus die Literatur behandelt, so beschäftigt sich das vorliegende mit Rousseau und seinem Einfluß auf sociale und politische Verhältnisse, so wie mit dem Stand des religiösen Bewußtseins in der Zeit- Julien, der Held des Romans, ein ausgesetzter Sohn Rousseau's, ist Ursprung' lich Offizier und wird durch das Bedürfniß, die religiöse Leere seines Innern auszufüllen, der Reihe nach Schüler von Rousseau, St. Germain, Mesmer, den Freimaurern, dann katholischer Priester und Jesuit, ohne Beruhigung zu finden, bis ihm diese endlich aus der Bibel entgegenquillt. Gegen den eigens liehen Roman ließe sich vielleicht Einiges einwenden. Manche Züge sind wohl allzu romanhaft: so wenn Julien im Augenblick, wo er sich erschießen will, Mariens Brief aus der Nousseauinsel findet, und wenn dann später wieder, als er bei Stacht in die Kirche dringt, gerade Cambel zur Hand ist und ihn nun so a, xropos mit der blutigen Hostie überrascht. Aber das sind Kleinigkeiten, die dnrch die seine psychologische Entwicklung, durch dramatische Gruppi"»'« und einen wahren Ueberfluß an Fülle und Reichthum des geschichtlichen Materials weit überwogen werden. Vielleicht leidet der einfache Gang der ep>"